Camino Portugues – Wir haben es geschafft
Wir sind den Camino Portugues gelaufen und haben nach knapp 250 km in 12 Tagen Santiago de Compostela erreicht. Etwas früher als geplant, weil wir spontan Pläne für ein Wochenende in Porto geschmiedet haben (siehe mein gestriges Wochenglück). Doch mein Knie hat es uns vermutlich gedankt, dass wir keinen Tag länger das Gepäck auf dem Rücken mit uns herumtragen mussten.
Doch fangen wir von vorne an . . .
Über Instagram haben mich während der Reise zahlreiche Fragen erreicht und so habe ich beschlossen, sie in diesem (und einem weiteren) Blogbeitrag zu beantworten. So haben alle was davon und ich muss meine Antworten nicht wiederholen.
Was packt man für so eine Wanderung ein?
So viel wie nötig – so wenig wie möglich
Informationen findet man zahlreich, wenn man „Packliste Jakobsweg“ googled. Das habe ich gemacht, bevor ich losgezogen bin, um mein Equipment zu kaufen. Angefangen mit guten Schuhen und einem Rucksack, ein Schlafsack und dann die restliche Ausstattung. Ich habe zwei Outfits eingeplant, eins am Körper, eins für die Wäsche. Für abends habe ich mir ein Kleid und „normale“ Unterwäsche eingepackt.
Beste Investition: die zwei Merino Unterhosen!
Könntest Du bei Gelegenheit zeigen, was Du alles mitgenommen hast?
here you go. So ungefähr sah es in meinem Rucksack aus.
Hygiene-Artikel habe ich in einem Zipbeutel aufbewahrt, da wir unsere Rucksäcke als Handgepäck mit in den Flieger genommen haben. Somit durften wir nur 10 Flaschen á 100 ml mitnehmen, was für meine Verhältnisse ziemlich wenig ist. In Spanien haben wir 1 x Sonnencreme, 1 x After Sun Lotion und 1 x Zahncreme gekauft und diese Produkte geteilt.
War es schwierig, eine gute Unterkunft zu finden? Habt ihr die Übernachtungen vorab gebucht? Habt Ihr die Unterkünfte aus dem Buch oder durch Empfehlungen?
Natürlich habe ich vorab das klassische Buch zum Camino Portugues mit seinen Empfehlungen gelesen, dann aber auch schnell wieder an die Seite gelegt. Stattdessen habe ich aufmerksam in einer Facebookgruppe mitgelesen und mitgeschrieben. Jede Empfehlung habe ich notiert und sortiert und der Plan war, diese nach und nach abzuklappern. Wir wollten nicht alles durchplanen.
Die erste Übernachtung in Porto habe ich eine Woche vorher gebucht, da war schon sehr viel ausgebucht. Als ich in Portugal die nächste Übernachtung buchen wollte, wurde schnell klar, dass ein Großteil der guten Sachen schon weg ist und sich der Plan „sich treiben zu lassen“ nicht aufgehen würde.
Am 4. Abend war klar, dass wir in der Woche danach Freitags wieder zurück nach Porto wollen, also habe ich von hinten nach vorne geplant. Dabei habe ich zum einen auf die Empfehlungen geschaut, aber auch die Strecke grob geplant. Zu dem Zeitpunkt wussten wir schon, dass mehr als 20 km am Tag nicht so gemütlich sind.
Als dann alle Übernachtungen gebucht waren, war es eine kleine Erleichterung für uns. Damit hatten wir dann doch unsere Etappen klar festgelegt.
Könntest Du deine Route und Stopps aufschreiben?
- Albergue de Peregrinos do Porto
- Leao de Ouro in Matoshinhos (Zweibettzimmer mit eigenem Badezimmer)
- Sardines and Friends Hostel in Pavoa de Varzim (6-Bett-Schlafsaal)
- Sea Soul Esposende (Schlafsaal mit 10 Betten) – eine der besten Unterkünfte!
- Pousada de Juventude in Viana do Castelo (Zweibettzimmer mit eigenem Bad)
- Baixinho Guest House in Vila Praia de Ancora (Comfort Dreibettzimmer mit eigenem Bad)
- Pousada de juventude in Vila Nova de Cerveira (Familienzimmer mit eigenem Bad, Waschmaschine vorhanden)
- Alberque Villa San Clemente in Tui (Schlafsaal mit 8 Betten) – würde ich auf keinen Fall empfehlen
- Alvear Suites in Redondela (relativ teuer – dafür mit Waschmaschine!)
- Slow City Hostel in Pontevedra (Doppelzimmer – leider mit Gemeinschaftsbad für 10 Personen)
- Estrella Do Camino in Caldas de Reis (Zweibettzimmer mit Gemeinschaftsbad, sauber, aber ohne Balkon)
- O Lagar des Jesus, hinter padron (Schlafsaal, Pool im Garten) – meine liebste Unterkunft
- Hotel Montes, direkt neben der Kathedrale in Santiago de Compostela. Unsere Belohnung.
Von Tui nach Redondela sind wir nicht gelaufen. Das war unser Rest-Day und wir sind mit dem Zug gefahren. Sonst hätte das mit unserer Rückreise nicht geklappt. Am Bahnhof sah es dann so aus … Knieprobleme und Blasen sind die gängigen Gründe auf dem Camino Portugues, weshalb der Zug genommen wird.
Beim nächsten Mal würde ich nicht in Tui übernachten, sondern würde in Valenca bleiben. Eine ganz und gar wunderbare Stadt, von der wir beim Durchlaufen sehr begeistert waren.
Wie heiß war es?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung … in der ersten Woche war es ziemlich heiß, aber in Deutschland schien es noch heißer zu sein. In der zweiten Woche, in Spanien, wurde es etwas kühler.
Auf jeden Fall ist kein Tag vergangen, an dem wir nicht geschwitzt hätten. Kein Tag, an dem unsere Socken trocken geblieben sind. Kein Tag, an dem wir uns Abends nicht auf die Dusche gefreut haben.
Und wenn es dann richtig heiss wurde, sahen wir auch mal so aus:
Was war das anstrengendste auf dem Weg?
Anstrengend waren immer die letzten Kilometer. Jeden Tag aufs Neue.
Besonders schön hingegen waren die Stunden am Morgen. In Portugal sind wir immer gegen 7 Uhr losgelaufen und gegen 9 Uhr in einem Café zum Frühstück eingekehrt. Das waren die wohl schönsten Stunden.
Ist es sehr voll unterwegs?
Es war überhaupt nicht voll. In der ersten Woche in Portugal, an der Küste entlang, haben wir uns teilweise wirklich gefragt, wo denn alle Pilger sind. Natürlich wird es mehr, sobald man Spanien erreicht und nur noch 100 km vor sich hat. Aber auch das hielt sich in Grenzen.
Der Schock kam erst beim Eintreffen in Santiago. Die Stadt platzt aus allen Nähten. Nicht nur mit Pilgern, sondern auch mit ganz normalen Touristen. Es war schwer auszuhalten, nach den vielen Tagen der Einsamkeit in der schönen Natur.
Seid Ihr sprachlich gut zurechtgekommen? Sprecht Ihr beide super englisch?
Wir sprechen beide englisch, was von Vorteil ist, um mit anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen.
Noch schöner ist es, wenn man sich auf Portugiesisch und Spanisch folgende Dinge sagen kann:
BITTE / DANKE / EIN KAFFEE MIT MILCH / EIN BRÖTCHEN MIT KÄSE
Wie seid ihr von Compostela zurück nach Porto gekommen?
Wir sind mit dem Flixbus gefahren. Den sollte man auch schon eine Woche vorher buchen.
Lieber nicht oben sitzen, wenn Euch schnell schlecht wird.
Mich würde die Toilettensituation brennend interessieren
Unterwegs findet man immer ausreichend Toiletten. In Portugal noch einfacher als in Spanien.
Jedes Café, jedes Restaurant, wurde immer auch wegen der Toiletten angepeilt. Die einen Toiletten waren gut, die anderen nicht so. Immer die Erste, die von uns auf die Toilette gegangen ist, hat der anderen bei der Rückkehr „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ gezeigt.
Am Ende freut man sich wahnsinnig über jede saubere Toilette mit vorhandenem Toilettenpapier. Die Ansprüche schraubt man mit der Zeit zurück.
Hast Du einen Hut gegen Sonne getragen?
Einen Hut habe ich nicht getragen, aber ich habe meinen Kopf und meine Ohren mit einem Tuch geschützt. Muss ich sowieso immer machen, weil ich sonst an diesen Stellen meine Sonnenallergie bekomme.
Hattest Du Angst krank zu werden, z. B. Corona?
In den vergangenen zwei Jahren hatte ich keine Angst, Corona zu bekommen. Warum also jetzt damit anfangen? Meine Tochter hatte im Juni Corona und ich habe mich nicht angesteckt. Nicola hatte es noch kurz vor unserer Reise, war jetzt aber soweit genesen.
Ich hatte eher Sorgen, dass mich die Sonnenallergie schlimm erwischt und habe mich deshalb mit Tabletten & Lotion beim Arzt eingedeckt. Doch, oh Wunder! Ich hatte nicht eine einzige Pustel. Meine Sorge war also unbegründet.
Womit ich nicht gerechnet habe ist, dass mein Knie anfangen könnte zu schmerzen. Das hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen.
Hast Du Blasen bekommen?
Ja, links und rechts am dicken Zeh. Habe ich aber erst gemerkt, als ich die Socken und Schuhe ausgezogen habe. Die Blasen habe ich dann mit einer feinen Nadel aus der Apotheke aufgestochen, die Füße am nächsten Tag wieder mit Hirschtalg eingecremt und weiter ging es. Die Blasen an den Füßen waren mein kleinstes Problem.
Wie hast Du Dich gefühlt? Kamen Emotionen hoch beim Laufen?
Ich habe mich gut gefühlt und war glücklich. Glücklich und dankbar, dass ich diese Reise antreten durfte. Emotionen kamen in der zweiten Woche hoch, als mir klar wurde, dass mein Knie eine Pause braucht. Ich habe schweren Herzens das Angebot eines Pilgers angenommen, der am nächsten Tag die erste Hälfte der nächsten Etappe mit dem Taxi fahren wollte. Das ist mir unglaublich schwergefallen, doch letzten Endes war es völlig egal. In Santiago steht niemand und überreicht Dir eine Urkunde für den schmerzhaftesten Weg.
Nächste Woche geht es weiter mit Teil 2 zum Camino Portugues. Dann geht es unter anderem um unsere Vorbereitung, die Kosten und mein Fazit. Und um die wohl wichtigste Frage: Würde ich es wieder tun?
Viele Grüße
Denise
Liebe Denise,
danke fürs Mitnehmen und Mitfühlen,
die Impressionen unterwegs waren immer sehr schön und deine Zeilen nun sehr interessant und herzlich.
Ich liebe das Gehen,
es ist wie Meditation, wenn man in einen gewissen flow kommt,
egal, ob mal wo steil, oder einfach,
ob steinig oder stufig…..
es ist wie das Leben,
Dinge verblassen hinter einem,
man lässt etwas zurück,
Anderes nimmt man bewusst war, spürt man für sich ganz intensiv,
und so Vieles liegt vor einem,
so viel Neues, Schönes…….
Die schönste Zeit für dich daheim nun 🙂
Alexandra
Hallo Denise,
irgendwie meine ich die Antwort auf „die wohl wichtigste Frage: Würde ich es wieder tun?“ schon zu kennen 😉
LG
Vanessa
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Und „freu“: meine Toilettenfrage war auch dabei.
Ich persönlich könnte sowas wohl nur im Winter machen. Kann die Hitze so richtig spüren.
Liebe Denise,
Gratulation! – Ihr habt den geplanten Weg gemeistert!
Zwei Fragen habe ich zu Eurem Gepäck bzw. Packlisten.
Wo konnten ihr Eure Wäsche waschen?
Und welche kleinen Handtaschen habt ihr mitgehabt/verwendet? Sie wirken wunderbar leicht und praktisch aus.
LG Sabine
Liebe Sabine,
wir haben relativ häufig nur mit der Hand gewaschen.
Die zwei Waschmaschinen, die wir unterwegs zur verfügung hatten, sind als Info versteckt in der Auflistung unserer Unterkünfte.
Und die praktischen „Handtaschen“ gibt es (leider nur noch in blau) in meinem Shop:
https://harmonyminds.com/products/cilou-puffy-belt-bag-dutch-blue-waterproof
Viele liebe Grüße
Denise
Liebe Denise,
Du hast eine sehr komplexe Reise prima zusammengefasst und die Antworten auf die div. Fragen werden all
denen, die vorhaben den Jakobsweg zu gehen, eine wichtige Info sein. Natürlich bin ich auch auf Deine
Fortsetzung gespannt und vielleicht lässt Du uns noch eine ganze Zeit später wissen, ob das Ereignis
„Jakobsweg“ weiterhin in Deinem Leben spürbar ist.
Hoffentlich kannst Du Dir, trotz der drängenden Arbeiten, noch etwas Ruhe gönnen.
Liebe Grüße,
Martina
Vielen lieben Dank ,liebe Denise, für den ausführlichen und inspirierenden Bericht.Freue mich auf den zweiten Teil!!!
Hallo,liebe Denise
danke für die tollen Fotos und Worte über deine Reise. Viele meiner Fragen sind schon jetzt beantwortet. Ich habe noch 4 Wochen, bis es bei uns losgeht u. bekomme so langsanm etwas Panik. was ist wenn……. Aber so wie ich es jetzt verstanden habe ,
gibt es wohl genug Möglichkeiten unterwegs, wenn man nicht mehr weiter kommt.Was hat dein Rucksack gewogen ? Das Packen, und Entscheiden was mit darf ist mein größtes Problem. Und ist Merinounterwäsche wirklich nicht zu warm? Ich freue mich schon auf den 2. Teil.
Liebe Grüße aus Berlin
marina
Liebe Marina,
mein Rucksack hat ohne Wasser 6,5 km gewogen. Man sagt, er soll nicht mehr als 10 % des eigenen Körpergewichts haben.
Was ich Dir auf jeden Fall sagen kann ist: HAB KEINE PANIK! Es gibt wirklich nichts, vor dem Du Angst haben solltest! Es ist ein wunderbarere Weg. Anstrengend, aber wunderbar!
Und ja – auf meine zwei Merinounterhosen lasse ich nichts kommen! Sie sind überhaupt nicht warm und entsteht kaum schweiss.
Ich teile mal den Link zu meinem Modell:
https://www.bergfreunde.de/joha-womens-hipsters-70-30-merinounterwaesche/
Viele Grüße
Denise
Liebe Denise,
Respekt und ganz lieben Dank, dass Du uns mitgenommen hast, freue mich bereits auf Teil 2 Deines Reiseberichtes.
Liebe Grüße,
Nicole
Liebe Denise,
ich danke dir für den ersten Teil und freue mich schon sehr auf den zweiten Teil deines Reiseberichts.
Ich habe deinen Weg schon auf Instagram verfolgt und sehe ihn, sowie auch dich, als große Inspirationsquelle. Und wenn ich dann euren Abschluss in Porto betrachte, wünsche ich einfach nur, dabei gewesen zu sein.
Willkommen zurück ;o)
Liebe Denise,
danke, dass Du uns so wundervolle Einblicke der Reise vermittelst.
Ich freue mich schon auf Teil 2.
Liebe Grüße, Christine