Habt Ihr am Montag gesehen, dass ich der lieben Raumseele geschrieben habe? „Fräulein Ordnung liest Sauerteig“ hiess es dort, denn wir unterhalten uns gerade über das aktuelle Buch meiner geschätzten Brieffreundin. Nun kam postwendend Ihre Antwort bei mir an – mit einem ersteunlichen Geständnis!
Aber lest selbst:
Wertes Fräulein Ordnung,
Wie schön, dass unser Briefwechsel wieder auflebt. Ich habe sie und ihren ordnenden Rat doch so manches Mal vermisst. Gottlob habe ich ja ihre Bücher im Regal, aber die persönliche Ansprache ist oftmals noch viel schöner.
Im Anschluss an ihren letzten Brief hatte ich ja schon angedeutet, dass mich eine drängende Frage umtreibt und so will ich auch ohne Umschweife direkt zum Kern des Themas vordringen …
Auch wenn ich nicht dafür bekannt bin, mein Haus täglich auf Hochglanz zu schrubben und auch wenn nur Menschen mit einem robusten Immunsystem, bei uns vom Fußboden essen sollten, so bin ich doch einer gepflegten Ordnung nicht abgeneigt.
Eigentlich ist „gepflegte Ordnung“ gar kein Ausdruck! Wirrwarr macht mich regelrecht nervös! Der Anblick von kreuz und quer stehenden Kleinteilen im Regal sägt an meinen Nerven und ein Durcheinander von vielen Farben macht mich total kribbelig.
Menschen mit bunten Ansichten mag ich allerdings sehr. Je bunter, desto lieber und im Leben ist mir Gleichklang ein Greuel. In meinem Haus allerdings brauche ich Ruhe für die Augen.
Deshalb mag ich gern gleiche Tassen, Teller und Schüsseln und gleiche Schachteln … und stelle alles nebeneinander und übereinander auf.
Finden sie mich langweilig?
Oder ist mein Ordnungstick bedenklich?
Auch in meinem neuen Atelier sind die Dinge im Regal nach Größe und Farbe geordnet und sie sollten mal meine Vorratsgläser sehen.
Seit meine Küche eine Sauerteigbrot-Bäckerei geworden ist, tüftele ich mit unterschiedlichen Ingredienzien. Backmalz, Leinsamen geschrotet, Chia, Linsenmehl, Grünkern, Brösel aus Altbrot … alle Zutaten schön nebeneinander aufgereiht. Die Gläser nach Möglichkeit gleich groß. Wenn davon auch nur eines aus der Reihe tanzt, werde ich nervös.
In kann cool darüber hinwegsehen, dass in meinem Auto wochenlang der Plastikmüll herumkullert, weil ich es nicht schaffe am Wertstoffhof zu halten, aber wenn ich an einer Kaffeetafel Platz nehme, streiche ich automatisch die Bügelfalten im Tischtuch glatt und wische jeden Krümel vom Gebäck vom Tisch. Ist das noch Ordnungsliebe oder schon besorgniserregend?
Apropos Krümel. Sie schrieben, dass sie angefangen haben mein Sauerteigbuch zu lesen …
Wollen sie ihrem ersten, eigenen Sauerteigbrot näherkommen?
Bei uns gibt es nur noch selbstgebackenes. Bei ihnen bestimmt bald auch, denn mein Angebot steht! Kommen sie nach München und ich führe sie durch die kleine Schule der Sauerteigzüchterei.
Es macht so viel Spaß und zack! ist ihr wunderbarer Starter fertig, mit dem sie unzählige, oberleckere Brote backen können.
Würde mich freuen, wenn wir uns bald wieder lesen und lieber noch wenn wir uns bald wieder sehen.
Herzlich!
Ihre
Raumseele
Was für eine Einladung! Eine Einführung in die Sauerteigzüchterei von einem Profi! Und meinen Löffel könnte ich in dem Zuge dann auch gleich abholen ….
An diesem Wochenende werde ich aber erstmal gemütlich Geburtstag feiern und in der nächsten Woche dann mein Antwortschreiben verfassen!
Viele Grüße
♥
Denise
Oh, interessante Frage…ich stelle bei mir selber fest, dass ich immer „eter-peteter“ werde, je älter ich bin. Ich fange sogar manchmal an, im Lebensmittelgeschäft die Regale aufzuräumen…(bis mich mein Partner wieder wegzieht ;:). Außerdem habe ich tatsächlich auch so ein paar Ticks entwickelt, z.B. wasche ich auf dem WC meine Hände immer 3 mal…
Ich denke, solange es einen selber nicht am „normalen Leben“ hindert, ist noch alles ok. Oder?
Dabei war ich so eine Chaotin, als ich jung war…
Liebe Denise, nachträglich alles Gute zu Deinem Geburtstag! 🙂
Danke schön ♥
Das klingt nach Monk, aber, wenns glücklich macht, wer soll dann was dagegen haben.