Ordnung Vorher | Nachher

Wie konnte es nur dazu kommen?

11/04/2019

Wie konnte es nur dazu kommen?

Das sieht nicht wirklich so aus, oder?

Was muss passieren, dass Menschen so wohnen?

So wohnt doch niemand!

Vorher Nachher

Vorher NachherVorurteilsbewusstsein

Alles im Leben hat seine Geschichte.

Wer keine Hintergründe kennt, sollte nicht vorschnell urteilen.

Auch ich bin nicht frei von Vorurteilen, doch mein Job als Ordnungscoach hat mich in den vergangenen Jahren sensibilisiert und lässt mich einen Moment innehalten, bevor ich Vorurteile, die in meinem Kopf entstehen, auch laut ausspreche.

Sowieso sollte man grundsätzlich erst einmal nachdenken, bevor man spricht! Ganz egal in welchem Bereich!

In der vergangenen Woche sind unzählige Nachrichten bei mir eingetrudelt, nachdem ich die Wohnung gezeigt habe, in der ich für Ordnung gesorgt habe. Sie haben mir gezeigt, wie schnell Menschen urteilen, ohne sich Gedanken über die Hintergründe zu machen. Die Frage ‚Wie kann es nur dazu kommen? mag erst einmal nicht schlimm sein. Und doch versteckt sich ein großer Vorwurf in diesem Satz. Für mein Empfinden ist es keine liebevolle, sondern eine verächtliche Frage und obwohl meine Kunden erst einmal nichts von diesen Fragen mitbekommen, trifft es mich dennoch für sie.

Für mich ist es normal, unordentliche Wohnungen zu Gesicht bekommen. Die Menschen öffnen sich mir und ich komme ihnen absolut wertfrei entgegen. Ich versuche immer, ihnen ein gutes Gefühl zu geben. Bei mir müssen sie sich nicht schämen.

Wie konnte es nur dazu kommen

Wie konnte es nur dazu kommen?Für alle die, die mit echtem Chaos noch nie konfrontiert wurden, habe ich heute einige Gedanken:

Was würde passieren, wenn Du plötzlich und unerwartet Deinen Job verlierst?

Wenn Dich das Leben aus der Bahn wirft und Dir den Boden unter den Füßen wegzieht?

Was würdest Du machen, wenn Du nach einer Trennung sehr kurzfristig umziehen müsstest und Dir nicht viel Geld zur Verfügung steht, um neu anzufangen?

Wie wäre es, wenn Du Dich zusätzlich um drei kleine Kindern kümmern müsstest und Du Existenzängste bekommst, weil Dein Ex keinen Unterhalt zahlt?

Oder wenn Dein Partner verstirbt, obwohl gestern noch alles in Ordnung war?

Was würdest Du machen, wenn Du innerhalb von 6 Monaten zweimal umziehen müsstest?

Oder Du krank wirst?

Was wäre wenn … ? Du kannst es nicht wissen! Genauso wenig kannst Du wissen, welches Schicksal all denjenigen Menschen ereilt ist, die ich in meinem Job besuchen und helfen darf und ihnen einen Lichtblick bieten kann.

Eben dieses „Licht am Ende des Tunnels“ ist es nämlich, das meinen Job ausmacht.

Im Grunde genommen wissen meine Kundinnen, wie es mit der Ordnung läuft. Ich erzähle ihnen oft nichts Neues. Theorie und Praxis sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Was ich also biete, ist ein Anfang. Gemeinsam einen Grundstein zu legen,  eine Struktur zu erarbeiten und sie so darauf vorzubereiten, dass sie auch ohne mich den Rest des Weges bewältigt bekommen!

Schon vor 5 Jahren habe ich in einem Ordnungs-Beitrag folgendes geschrieben:

Ich kenne niemanden, der absichtlich in einen Wohnzustand gerät, bei dem viele Menschen die Hände über dem Kopf zusammen schlagen würden!

Eine Therapie zu machen, wenn man Ängste, Sorgen und Nöte hat, finde ich enorm wichtig. Doch Ordnung in den eigenen 4 Wänden herzustellen, ist oft ein Grundstein dafür, wieder am Leben teilnehmen zu wollen und glücklich zu sein.

Donnerstag = OrdnungsTag Wie konnte es nur dazu kommenWie konnte es nur dazu kommen?

„Das sieht mir sehr nach einer Messiewohnung aus. Denkst Du nicht vielleicht auch, warum und wofür du das machst, da es nach kurzer Zeit wahrscheinlich wieder genauso aussehen wird?“

„Puuuh heftig … bist Du bei sowas nicht vollkommen genervt? Das ist doch echt Zuviel des Guten.“

„Möchtest Du nicht manchmal einfach weglaufen?“

Zu diesen Fragen kann ich folgendes sagen:

ICH LIEBE MEINEN JOB und ich liebe UNORDNUNG!

Warum ich Unordnung liebe? Wenn Unordnung und Überfluss besteht, kann ich wirklich was bewirken, kann ich mich ausleben und was schaffen. Ich liebe es, aus einem großen Chaos etwas Schönes, wohnliches zu schaffen. Ich freue mich über jede Schublade, die anschließend sinnvoll sortiert ist und jede klar strukturierte Ecke eines Raumes. Für mich ist dies der wohl schönste Job der Welt. Nicht nur, weil ich Ordnung so liebe, sondern weil ich das Ergebnis immer sofort sehe. Wenn ich mich verabschiede und wieder nach Hause fahre, sehe ich es beim letzten Rundum-Blick, aber auch im Gesicht meiner Kunden. Ordnung trägt maßgeblich zu einem GLÜCKLICHEN und ENTSPANNTEN Leben bei und so fungiere ich nicht nur als Ordnungs- sondern auch schon ein bisschen als Glückscoach!

Welche Geschichten hinter den heutigen Vorher | Nachher Fotos stecken, könnt Ihr voraussichtlich im Juli aus SAT1 sehen. Dort wird es einen Themenmonat geben, bei dem es um „Helfer mit Hand und Herz“ geht. Wenn es soweit ist, gebe ich Euch selbstverständlich Bescheid!

Donnerstag = OrdnungsTag

Vorher nachherWie konnte es nur soweit kommen?Noch einige Fakten am Rande:

  • Nein, es wurde nicht extra fürs TV Unordnung geschaffen. Ich komme, mache eine Bestandsaufnahme, schieße ein Foto und los gehts mit der Arbeit … alles real!
  • Es sieht nicht immer in allen Räumen so aus. Mal ist die Unordnung mehr, mal ist sie weniger vorhanden.
  • Es wird nicht alles ’nur‘ an die Seite geschoben, damit es für’s Fernsehen gut aussieht.
  • Anschließend gibt es noch viel Arbeit für meine Kunden: Zur Müllkippe oder Caritas fahren, weiter sortieren und strukturieren.
  • Meine Kunden sind KEINE Messies.

So und nun ist Schluss mit dem OrdnungsTag. Zumindest für die kommenden zwei Wochen. Am 02. Mai gibt es den nächsten ordentlichen Donnerstag. Bis dahin genieße ich die Osterferien mit meinen Kindern. Mit allen 3 Kindern!

 

Ordentliche Grüße

Denise

 

 

  • Sabine 11/04/2019 at 18:05

    Liebe Denise,
    Danke für diesen sehr ungewöhnlichen aber so wichtigen Beitrag!
    Ich kann dir 100% zustimmen und hoffe, dass dieser Blogeintrag einige Menschen dazu veranlasst nicht mehr sofort zu urteilen. Wir sind alle so schnell dabei Menschen zu verurteilen und/oder auf sie von oben herab zu schauen, ohne die Geschichte dieser Menschen zu kennen. Das finde ich traurig…wir sollten stattdessen genau hinschauen und hilfreich unsere Hand hinstrecken.
    Mach‘ weiter so…
    LG Sabine

  • Aus Bremen 11/04/2019 at 18:24

    Hallo Denise,
    Du hast so Recht! Jeder Mensch hat oft Vorurteile. Ich habe gerade eine neue Yogalehrerin kennengelernt, älter als die bekannte, die ich außerdem sehr gut fand. Ich dachte sofort, na das wird bestimmt nichts für mich. Und? Sie hat die Stunde anders gestaltet, sie hat eine andere Art, aber es war auch sehr gut!
    Mich hat dein Beitrag sehr gerührt, ich habe auch sofort gedacht, wie ist so eine Wohnsituation möglich 😜.
    Schöne Ostertage für dich!

  • Wendy 11/04/2019 at 18:53

    Liebe Denise,
    Ich kenne Menschen, die sehr lange sehr unordentlich gelebt haben, wenn nicht immer, und ja, wenn man Ihnen helfen wollte und bei Ihnen Ordnung schaffen wollte, haben sie leider oft abgelehnt. Sie waren so unordentlich geworden durch die schlechten Lebensumstände und sicher gibt es viele Gründe dafür, die verständlich sind. Ich denke auch, dass Ordnung ein wichtiger Baustein ist um weiter zu kommen und ein besseres Leben zu führen. Ordentlich sein muss jeder Mensch erst einmal lernen und wollen.
    ♥ Dale Carnegie ist einer meiner Lieblings-Motivationstrainer, welcher Ordnung an erste Stelle setzt in seinen Büchern um im Leben voran zu kommen.
    Viele Grüße

    • Sonja 17/04/2019 at 11:51

      Hallo Wendy,

      Sie lehnen Deine Hilfe ab, obwohl sie sie brauchen würden, weil sie sich schämen, es aus eigener Kraft nicht zu schaffen.
      Mit diesem Hilfsangebot entsteht beim Betroffenen ein zusätzlicher Druck.

      Liebe Grüße
      Sonja

  • Imke 11/04/2019 at 19:38

    Liebe Denise, ich kann verstehen, dass du deinen Job liebst! Mir würde es an deiner Stelle genauso gehen.
    Du kannst sehr stolz auf dich und deine Arbeit sein.
    Ich habe beruflich auch mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Schichten zu tun. Tagtäglich sehe ich, dass es immer wieder wichtig und richtig ist, Menschen in keine Schublade zu stecken.
    In all den Jahren merke ich immer wieder, dass oft der erste Eindruck täuscht und Menschen, die anfangs etwas „schrullig“ rüberkommen, doch sehr nett und herzlich sind.
    Genieße die Zeit mit deinen drei Kindern. Ich wünsche euch frohe Ostertage!
    Viele liebe Grüße von Imke

  • Krahl-Wiedmer 11/04/2019 at 21:00

    Liebe Denise,

    ich stehe mit Vorurteilen von fremden Menschen gegenüber fremden Menschen im Internet eh schon auf Kriegsfuß! Und daher finde ich Deinen Beitrag sehr wichig und gut! Auch wenn ich nicht glaube, aber vielleicht doch hoffe, dass es bei den mit Vorurteilen belasteten Menschen ankommt. Ich selbst keine auch einige Menschen, die so leben. Und ich weiß mindestens bei einer dieser Personen, dass es genau dafür einen Grund gibt. Und ich glaube, dass die anderen auch ihr Päckchen zu tragen haben. Wie eigentlich jeder von uns! Nur geht ein jeder von uns anders damit um!Die einen horten Massen in der Wohnung, die anderen tragen ihren Ballast im Handy mit sich herum, die anderen im Herzen, in der Seele! Daher sollte jeder drei mal überlegen, bevor er oft unbedacht irgendwas von sich gibt! Ich wünsche Dir auf jeden Fall weiterhin soviel Freude und Energie, wie Du bisher an den Tag legst, um genau auch solchen Menschen etwas Positives wiederzugeben!

    Liebe Grüße
    Claudia

  • Tina 12/04/2019 at 15:07

    Hallo Denise,
    was für ein toller Beitrag. Ich denke auch, viele Menschen verurteilen andere, aber leider auch deswegen, weil wir im Grunde in einer Welt ohne Empathie groß werden. Kinder bekommen von Ihren Eltern Ansichten einfach übergestülpt. Das macht man so! So wurde es schon immer gemacht! Du musst das so oder so machen! Sei nicht so faul – räum dein Zimmer auf!
    So wird man geprägt auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
    Ich bin ein sehr empathischer Mensch und mir ist es, als könnte ich durch diese Bilder genau in diese Seele der Bewohner blicken. Denn Unordnung hat nichts mit Fauheit oder Ungepflegtheit zu tun. Unordnung lässt einfach nur das Innere ins Äußere sichtbar werden. Diese Hilferufe sollte man nicht verurteilen!
    Und ich bin mir sicher, du hilfst nicht nur Herr der Unordnung zu werden sondern bist in erster Linie einfach auch Freundin, Psychologin und ja, Glückscoach!
    Weiter So!
    Liebe Grüße
    Tina

  • eva 13/04/2019 at 9:34

    Hallole,
    ich habe bei meinen Brandverhütungsschauen schon viel gesehen und gerade Messiwohnungen ebenso.
    Wie kann es soweit kommen? Da spielen sehr viele Faktoren mit, irgendwann findet man so Jemand dann schon
    krank und verwarlost in seiner Wohnung.
    Nach außen merkt man einem Messie das so gar nicht an, aber es gibt schon Zeichen.

    Urteilen, nein, alles hat seine Geschihte und die ist manchmal gar nicht so schön.
    Lieben Gruß Eva

  • Janna 15/04/2019 at 19:20

    Danke für diese Worte!

    Man guckt den Leuten ja immer nur „vor den Kopf“…

    Bei den Bildern ist Empathie gefragt, kein verurteilen.

    Super, dass du den Leuten helfen kannst. Hilfe zur Selbsthilfe. Topp!

  • Angelika 20/04/2019 at 11:04

    Allein dass die Küche jetzt wieder benutzbar und der Esstisch frei zugänglich ist, muss ein unendlicher Gewinn an Lebensqualität sein! Ich denke da vor allem auch an die Kinder. Und wenn man wieder Besuch reinlassen kann, wunderbar.

    Ich glaube dir gerne, dass es sehr befriedigend ist, Menschen bei solchen Aufgaben zu helfen.

    Ich wünsche dir schöne Ostern mit allen deinen Kindern 🐰

    Angelika

  • Nessie 26/04/2019 at 14:43

    Ich denke auch, dass es in jedem Fall einen Grund gibt, warum etwas so ist, wie es ist. Und ganz ehrlich: Das ist natuerlich schlimm, vor allem,. weil die Betroffenen wahrscheinlich niemanden mehr in ihr Leben?Wohnung/Haus lassen, weil sie sich ja selbst schaemen. Aber ich kenne auch Menschen, die genau das Gegenteil betreiben. Bei denen ist es so aufgeraeumt und klinisch rein, dass man sich da die Teller sparen und vom Boden essen koennte. Das ist mit Sicherheit auch eine Kompensation fuer etwas anderes – nur koennen die halt die Tuer oeffnen, ohne ein mulmiges Gefuehl zu haben. Allerdings sind die auch, nach meiner Erfahrung diejenigen, die besonders harsch ueber andere urteilen, die ihre Probleme halt nicht wegputzen koennen. Du hast recht, eine therapeutische Unterstuetzung waere sicher sinnvoll, aber wenn da erst einmal ein wenig „Grund“ in dem Chaos ist, ist das bestimmt ein guter erster Schritt in die richtige Richtung.

  • Claudia 30/04/2019 at 8:24

    Guten Tag ,
    ich habe durch Zufall diesen Beitrag gelesen und er ging mir sehr ans Herz !
    Ich war vor 3 Jahren an Krebs erkrankt , langer Krankenhausaufenthalt , über 7 Monate Chemotherapie und ich war meist zu schwach um groß Haushalt zu machen . Mein Mann mußte arbeiten , hat mich zu allen Terminen gefahren und mich gepflegt.. da fand er auch keine Zeit zum Aufräumen . Klar, wußten wir Beide ,das unsere ansonsten saubere Wohnung schon arg gelitten hatte … aber die Situation setzte eben andere Pririotäten ! Ich bekam Besuch von einer Bekannten und das erste was sie sagte… wie sieht es denn bei Dir aus , bin ich gar nicht gewohnt und hat sich pikiert an den Tisch gesetzt . Anstatt mal sie begreifen wie schwer krank ich war , wurde nur der Kopf geschüttel, weil bei mir Chaos herrschte .
    Heute – wieder gesund – meine Wohnung auch , aber die Menschen , denen meine Wohnung wichtiger waren als ich , die habe ich ganz artig * entmüllt *
    Die Wohnung und die Sauberkeit ist nicht immer das Wichtigste , sondern die Menschen die darin wohnen und ihre Geschichte.
    Liebe Grüße Claudia

    • fräulein | ordnung 30/04/2019 at 8:36

      Liebe Claudia,
      herzlichen Dank für Deine Worte und alles Gute für Dich ♥