Die letzten zwei Tage war ich wieder im Einsatz für die Dokumentationsreihe, die im März im SWR laufen wird. Dort geht es u.a. um Küchen.
In meinen Augen ist die Küche der ideale Ort, an dem man mit Ordnung anfängt. In diesem Raum kommen wir mehrmals täglich zusammen, um Nahrung zuzubereiten und im Idealfall auch zu genießen. Eine gewisse Grundordnung sorgt hier für einen reibungslosen Ablauf im Alltag.
In meinen Augen ergibt es wenig Sinn, eine groß angelegte Ordnungsaktion in der Garage oder im Keller zu beginnen. Der Raum, in dem man sich häufig aufhält, sollte immer Schwerpunkt sein. Deshalb ist die Küche – neben dem Kleiderschrank – mein liebster Einsatzort.
Einsatz in der Küche
Kürzlich war ich bei einer jungen Frau, der ich versucht habe zu helfen. Warum nur versucht? Weil in diesem Fall mein Besuch leider nur ein ganz kleiner Anfang war. Ich habe mein Bestes gegeben, allerdings anschließend die Empfehlung ausgesprochen, dass hier nur eine regelmäßige Aktion Sinn macht. Eine Reinigungskraft, die jede Woche für zwei Stunden putzt UND Ordnung schafft, wäre in diesem Fall ideal.
Dieser Einsatz in der Küche war eine Herausforderung für mich, ich hatte alle Hände zu tun, aber seht selber:
Das Spezielle an diesem Einsatz war, dass ich von dem Vater der jungen Damen beauftragt wurde. Solche Aufträge lehne ich in der Regel ab. Warum? Weil der Wunsch nach Ordnung und Struktur von den Menschen selber kommen muss.
Sie müssen diese Veränderung selber WOLLEN!
So wie auch niemand abnehmen kann oder mit dem Rauchen aufhört, wenn er es nicht wirklich selber will, so ist es auch mit der Ordnung.
Nur wenn ICH wirklich diese VERÄNDERUNG wünsche, bin ich auch bereit, etwas dafür zu tun. Nur wenn ich weiß, dass eine OPTIMIERUNG der aktuellen Situation eine POSITIVE AUSWIRKUNG auf mein Leben haben wird, nehme ich die ARBEIT in Kauf, die auf mich zukommt!
Schritt für Schritt
Schritt für Schritt habe ich mich durch die kleine Küche gearbeitet.
Bestandsaufnahme, Überblick verschaffen.
Wo ist was drin?
Ich habe der jungen Frau gelauscht, mir ihre üblichen Abläufe erklären lassen. Dann haben wir angefangen. Die Arbeitsplatte leer geräumt, Töpfe sauber geschrubbt, über die Notwendigkeit von 10 verschiedenen Rührschüsseln gesprochen.
Dann haben wir uns durch die Schränke gearbeitet.
Jeden Schrank leer gemacht, aussortierte Dinge in eine Kiste gelegt, die Schränke geputzt und Dinge nach Thema einsortiert. Was macht wo Sinn? Dinge, die regelmäßig verwendet werden, sollen griffbereit stehen, über den Rest wird gesprochen.
Was muss repariert werden?
Welche Neuanschaffung ist sinnvoll?
Was kann man machen, um neue Handgriffe zu verinnerlichen?
Wie kann man sich gute Gewohnheiten aneignen?
All diese Punkte werden bei so einem Einsatz in der Küche besprochen.
Am Ende raucht ordentlich der Kopf, doch der Anfang ist gemacht.
Nach so einem Einsatz bleibt noch viel Arbeit für die Kundin. Zwei Säcke für den Wertstoffhof, eine Kiste zur Spende und verschiedene Sachen, die zu ihrem eigentlichen Besitzer zurück gebracht werden müssen, können ziemlich mühselig sein und machen alles andere als Spaß.
Je länger wir die Ordnung vernachlässigt, desto länger wird der Zeitaufwand, um alles wieder in den Griff zu bekommen.
In diesem Fall ist noch ein „Nachsorge-Termin“ vereinbart und ich hoffe so sehr, dass mein Besuch Früchte getragen hat.
Ganz kleine Früchte würden mir sogar reichen.
Ordentliche Grüße
Denise
Guten Morgen liebe Denise,
wenn ich die Bilder sehe, kann ich mir selten vorstellen, dass ein Mensch so lebt.
Leider weiss ich aber aus meinem näheren Umfeld, dass dies leider doch so ist!
Manchmal haben die Betroffenen dann aber noch ein gestörtes Wahrnehmungsvermögen und sehen dies nicht und deswegen verstehe ich, warum du sagst, der Wunsch etwas zu ändern muss vom Betroffenen kommen.
Ich arbeite ja in der Steuerberatung. Da ist Ordnung sehr wichtig. Oft sehe ich dann Mandanten, die eine unordentliche Papierflut haben. Ich habe auch schon bei Mandanten gesessen und denen versucht zu erklären, wie man eine sinnvolle Ablage gestaltet.
Viele liebe Grüsse
Tanja
Ja die Bilder zeigen Wirkung. Ja ich kämpfe auch jahrelang mit der Ordnung…man muss es wollen und jeden Tag Stück für Stück es ist ein langer Weg. Um so länger man es nicht macht um so mehr wird es…daher danke für den Spiegel…
Moin, also bei meiner Arbeit in der suchthilfe lassen wir uns die Termine von den Personen bestätigen für die jamand anders einen Termin vereinbart hat 😉
Tolle Arbeit, ich kann mir vorstellen wie mühsam das war!
Und ich hoffe sehr dass hier keine Verurteilungen von „wie kann eine junge Frau nur so leben/unordentlich sein“!
Liebe grüße und einen schönen Tag!
Den Termin habe ich mir natürlich auch bestätigen lassen. Die junge Frau war letztendlich auch ganz glücklich, dass sie jetzt wieder in ihrer Küche kochen kann.
Hi Denise,
oha, ich glaube ich hätte einen Anfall bekommen. Da ich Dich aber einmal kennengelernt habe, weiss ich das Du das mit Ruhe angehst. Ich könnte so nicht leben und mein Mann und unsere Frieda auch nicht.
Ich hoffe nur, das es bei der jungen Dame im Kopf klickt gemacht hat.
Wie ich das ganze angegangen hätte 🙂 Nicht ideal.. aber ich glaube ich hätte alles auf einen Haufen und dann sortiert und weg geschmissen.
Danke für diesen Einblick.
Liebe Grüße
Elke
Hallo Denise,finde es immer schön,dass es bei dir keine Vorverurteilungen gibt.
Es kann immer viele Gründe geben,wie Chaos und Unorung entsteht.
Meist geschieht das auch nicht über Nacht,sondern baut sich langsam auf.
Manchmal fehlt dann einfach die Kraft.
LG Anke
Puh, das war bestimmt ein besonderer Einsatz… Ich drücke ganz fest die Daumen, dass deine Hilfe etwas gebracht hat und die junge Frau die Ordnung wenigstens ein bisschen halten konnte.
Liebe Grüße!
Ich denke, dass es sich dabei um eine junge Frau handelt. In jungen Jahren ist Ordnung häufig Nebensache und dann passiert schon mal ein solches Chaos. Wenn ich an meine Studentenzeit zurückdenke, dann herrschte bei mir häufig auch ein schreckliches Durcheinander und auch Dreck 😔. Ich bin aus der Generation, wo man noch ungezügelt rauchen durfte. Bei anstrengenden Lernphase stand der übervolle Aschenbecher neben dem PC. Heute finde ich das auch schrecklich, aber aus mir ist ein sehr ordentlicher Mensch geworden. Ich bin jedoch froh, dass meine jetzt erwachsenen Kinder nicht so schlimm waren wie ich und auch sie sind nun in ihren eigenen Wohnungen sehr ordentlich. Also nichts überbewerten- es wird später alles gut.
Ein Ordnungscoach Denise hätte mir damals aber sicherlich auch gutgetan 😉. Good job, liebe Denise.
Habt einen schönen Tag!
Christine
Hallo Denise,
diese Aufgabe hast Du toll gemeistert, Respekt! Du schriebst ja, dass Du eigentlich keine Aufträge annimmst, die für jemand anders vereinbart werden (aus absolut nachvollziehbaren Gründen) – wie kam es denn, dass Du diesen Auftrag jetzt doch angenommen hast? Sorry, bin neugierig 🙂
Ich kann mir vorstellen, was für eine Arbeit das war – umso wertvoller ist ja Deine Tätigkeit, denn man steht ja erstmal davor und weiß gar nicht, wie (und ob überhaupt) anfangen…
Und die Entsorgung am Ende finde ich ja auch immer furchtbar, aber da kommt man leider nicht drumherum…
Ich freue mich, dass Du der jungen Frau geholfen hast und drücke die Daumen für eine nachhaltige Wirkung!
(Eine niedliche Katze hat sie da :-))
Der vereinbarte Nachsorge-Termin ist auch top!
Liebe Grüße, Heike
Dje Frage hab ich mir auch gestellt 🤔
Liebe Heike,
ich habe den Auftrag aus verschiedenen Gründen angenommen, die hier nicht nennen möchte.
Als ich das Gefühl hatte, dass die junge Frau nicht völlig Widerstand verspürt, sind wir zusammen ins kalte Wasser gesprungen.
Ob ich von dem Nachsorgetermin berichte, halte ich mir offen.
Alles Liebe
Denise
Tolle Veränderung! Wie lange hast Du für die Aktion benötigt?
Ich glaube, hier wäre durch die Anschaffung einer Spülmaschine bereits viel gewonnen. Berichtest Du auch noch vom Nachsorgetermin? Das wäre interessant.
Da wäre eine Reinigungsdame vor deinem Einsatz angebracht gewesen, dass sich manche da nicht arg vorkommen…grausam .
Ich merke halt immer, dass wir viel zu viel Zeugs haben…in kleinen Küchen in den Ferien, wo es eben 2 Schneidebretter und nur eine Geschirr und Besteck Serie, Gläser usw. gibt, fühle ich mich immer besonders wohl. Übersichtlich, klein, gemütlich – meist ist das im Norden und das versuche ich gerade in meine Küche umzusetzen.
Hoffentlich hat die junge Dame nun ein bißchen was gelernt ….
Liebe Evelyn,
es gibt immer eine Geschichte dahinter. Immer. Deswegen würde ich niemals verurteilen!
https://fraeulein-ordnung.de/wie-konnte-es-nur-dazu-kommen
Viele Grüße
Denise
Aus diesem Blickwinkel habe ich es noch gar nicht beachtete, da aufzuräumen, wo man am meisten Zeit verbringt, sondern dachte immer dort, wo wir versuchen alles zu verdrängen und einen großen Sprung um die Stelle machen. Habe auch vorgenommen, so langsam Struktur in die Küche zu bringen.
Respekt! Ich wünsche deiner jungen Klientin sehr, dass sie einiges mitnimmt aus euren gemeinsamen Stunden und in ihren Alltag etwas Struktur einbauen kann.
Viele Grüße
Anni
Wow, das ist toll geworden. Ich finde es mutig, wenn man sich Hilfe holt. Und ja – es steckt immer eine Geschichte dahinter. Deswegen finde ich es wunderbar, dass du Wege aufzeigst und Leute unterstützt, Ordnung zu schaffen. Ich drücke der jungen Dame die Daumen, dass sie ihr Chaos bewältigt. Liebe Grüße, Silvia
War bestimmt kein leichter Job.
Ein Wunder, dass die junge Dame in dieser Küche noch nicht umgekommen ist. 🙂