Liebes Fräulein Ordnung,
in Deinem Blog geht es darum, wie man Ordnung schafft und diese auch beibehält.
Ich habe in letzter Zeit darüber nachgedacht, ob es auch zu viel Ordnung geben kann?
Meistens sind es Frauen, die sich darüber beschweren, dass ihr Partner nicht die nötige Ordnung einhält und auch nicht bereit ist mitzuhelfen. Das kenne ich auch und habe jahrelang solche Kämpfe geführt.
Vor einem Jahr bin ich auf das andere Extrem gestoßen, nämlich einen sehr sehr ordentlichen Mann.
Wir führten eine Zeit lang eine Beziehung, die immer wieder überschattet war von seinen Blicken wenn er in meine Wohnung kam, weil ich noch nicht dazu kam zu saugen nachdem ich von der Arbeit kam oder weil noch Schuhe herumstanden.
Bei mir ist es nicht unordentlich und schmutzig, aber es sieht – ich sage mal „bewohnt“ aus. Ich freue mich über Ordnung, renne aber nicht bei jedem Krümel sofort mit dem Handfeger hinterher.
Ich habe zwei Katzen, viele Bücher und Wolle und beschäftige mich auch sonst gerne mit Dingen wie Essen und Kochen.
Kann es zu viel Ordnung
Die Wohnung meines Ex-Partners hingegen war leer. Keine Bücher („Lesen ist was für Frauen“), keine Zeitschriften, keine DVD´s, keine CD´s, keine Regale mit irgendwas darin, keine Schränke. Stattdessen eine sehr puristische Wohnung, notdürftig ausgestattet. Zwei Zimmerpflanzen, damit es nicht so leer aussieht und die entsorgt wurden wenn sie größer wurden als geplant. Wenn man anhand der Wohnung auf den Charakter des Menschen schließen wollte, sah man nichts. Kaum persönliche Sachen.
Das hatte zur Folge, dass ich mich bei ihm nicht wohlgefühlt habe weil ich mich schnell langweilte und mich unter Druck gesetzt fühlte jedes Glas nach Benutzung abgewaschen in den Schrank zurück zu stellen. Katzenhaare auf seinem Sofa zu hinterlassen wäre wohl der Super-Gau gewesen.
Ihm ging das in meiner Wohnung wohl ähnlich, nur in die andere Richtung.
Bei mir hingegen fühlte ich mich gestresst ihm eine immer aufgeräumte Wohnung zu präsentieren. Bevor er kam, bin ich im Laufschritt durch meine Wohnung und habe noch schnell dieses oder jenes gemacht, denn ich konnte seine Blicke schon fühlen.
Abgesehen davon, dass wir sowieso nicht zueinander gepasst haben, stelle ich mir unabgängig davon die Frage, ob man sich „zu Tode“ optimieren kann und ob es wirklich erstrebenswert ist so ein „clean Life“ zu führen?
Daran schließt sich noch folgende Frage an: Wie hälst Du es mit den Katzenhaaren in Deiner Wohnung ? Gerade wenn man Katzen hat die nicht rausgehen und Fellwechselzeit ist kann das wirklich zur Plage werden.
Viele Grüße,
Sylvia
Liebe Sylvia,
meine Küchenfronten müssten dringend geputzt werden, letzte Woche habe ich Spinnweben in der Wohnzimmerecke entdeckt, es aber noch nicht geschafft, sie weg zu machen und würde alles so regelmäßig geputzt werden wie mein Küchenfenster, dann wäre es wirklich sauber bei mir. Ist es aber nicht. Denn ich bin Fräulein Ordnung, aber nicht Fräulein Sauber. Ich mag es gerne sauber, keine Frage. Aber ich mag mich nicht den ganzen Tag mit putzen beschäftigen und so sind wir weit entfernt von einem „clean life“.
Es gibt Menschen, die finden es bei mir zu aufgeräumt. Andere hingegen wundern sich, dass doch noch so viel herumsteht. Am Ende ist es auch egal, was andere denken. Meine Familie und ich, wir müssen uns hier wohl fühlen. Alle anderen haben ihr eigenes Zuhause, in dem sie tun und lassen können, was sie wollen.
Wer also bestimmt eigentlich, was zu viel oder zu wenig ist?
Zwanghafte Züge
Manche Menschen kompensieren eine innere Leere, in dem sie ihre Räume voll stellen und sich mit Anschaffungen belohnen. Sicher gibt es auch eine Erklärung dafür, wenn jemand so dringend so clean leben möchte wie der oben beschriebene Mann, der sogar Pflanzen wegwirft, sobald sie zu groß werden.
Die Frage „Kann es zu viel Ordnung geben“ kann also nicht eindeutig beantwortet werden. Aber so wie es ein zu viel an Gerümpel und Chaos gibt, so gibt es eben auch ein zu viel an Ordnung. Vielleicht immer dann, wenn es schon zwanghafte Züge annimmt?
Perfektionismus
Übertriebener Perfektionismus führt meiner Meinung nach dazu, dass dem Raum Gemütlichkeit und Persönlichkeit fehlt. Da ist es kein Wunder, dass man sich nicht wohlfühlt. Was die meisten von uns anstreben, sind authentische, lebendige Räume die Gemütlichkeit und Wohlbefinden vermitteln.
Ordnung ist der Weg, uns den Alltag zu erleichtern und den Blick auf die wichtigen Dinge in unserem Leben nicht zu verwehren. Ordnung sollte aber nicht in Ungemütlichkeit umschlagen oder Anlass zu ständigem Streit geben.
Passend dazu gibt es den Beitrag Mein Partner ist schrecklich unordentlich.
Ein gesundes Mittelmaß bei der Ordnung halte ich daher für ebenso erstrebenswert wie eine ähnliche Einstellung zu diesem Thema, besonders wenn man zusammen lebt.
Was die Katzenhaare bei uns angeht: ich sauge jeden Morgen das Erdgeschoss und ungefähr alle 3 Tage wische ich durch. Aber wie schon erwähnt: ich putze nicht so gerne, wie ich Ordnung schaffe. Falls mir also jemand eine gute Putzfrau empfehlen kann, ich wäre dabei …
Was sagt Ihr zu diesem Thema?
Ordentliche Grüße
Denise
Liebe Denise,
ich falle über Deinen Satz „ungefähr alle drei Tage wische ich durch“.
Boah, alle drei Tage. Das schaffe ich überhaupt nicht und als ich darüber nachdachte, war mir schnell klar, warum ich es nicht schaffe. Dazu muss der Boden frei sein. Das ist bei mir immer die Hauptarbeit. Wenn ich das gemacht habe, geht das Wischen schnell.
…ich muss also aufräumen, nein, wegräumen und dabei wegschmeißen.
Danke für die Erinnerung,
liebe Grüße
Lili
Liebe Denise,schon einige Jahre lese ich deinen Blog und bin immer sehr gespannt auf deine vielfältigen Tipps.
Bei mir ist es eher umgekehrt,ich liebe es zu Reinigen,leider wische ich oft um die Unordnung herum,so dass die
anschließende Sauberkeit nur für mich sichtbar ist.
Habe mir dein Buch „Besser aufräumen,freier leben“ gekauft,um mich besser zu strukturieren.
Vielen Dank für die guten Inspirationen.
Lieben Gruß,Anke
Mir geht es wie Lili: zuviel setht rum (liegt – klar – meist am Mann :-DD)
Der hat mir aber auch einen Saugwischer einer bekannten Staubsaugermarke und auch einen Saugroboter von denen (muss ich jetzt „Werbung“ dazuschreiben?) geschenkt. Da unser Haus recht groß ist, war das die beste Anschaffung! Mehr wert als jeder Brilliantring!!! Während der eine ein Stockwerk selbstständig saugt, saugwische ich das andere 🙂
Für alle Feministinnen: mein Mann saugwischt auch – er bügelt sogar.
Liebe Grüße
Kathy
Hallo an Alle 🙂
Und vor allem Hallo an Denise!
Wir gönnen uns seit Dezember letzten Jahres eine Putzfee. Wir haben 2 Kinder und möchten einfach so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Ein weiterer Grund war, dass wir uns regelmäßig angezickt haben, wenn es ums putzen ging. Einfach weil wir beide keine Lust hatten. Seitdem sind wir gezwungen, jeden Donnerstag aufzuräumen, damit sie freitags putzen kann. Wir versuchen zwar seitdem mehr oder weniger Ordnung zu halten. Aber manchmal bricht dann doch hin und wieder das Chaos aus.
Ansonsten bin ich immer beruhigt, dass es bei anderen auch unordentlich sein kann. Nur merke ich es erst, wenn ich darauf hingewiesen werde.
Seid mal alle nicht so streng mit euch. Außer ihr wollt leben, als wäre eure Bude ein Einrichtungshaus 😉
Greets from Berlin
Zu viel ist nie gut, egal in welche Richtung es ausschlägt, aber Gott sei Dank verhilft das Leben einem in der Regel zu einer gewissen Maßhaltung, auch was die Ordnung anbelangt. Wenn mal wieder Stresszeiten wegen Schule bei mir anstehen, hab auch ich festgestellt, dass ich zwanghaft putze und aufräume und gerade in dieser Phase kaum gegen Unordnung ankomme. Aber es klärt bei mir den Kopf und beruhigt mich, wenn zumindest einiges um mich herum übersichtlich und in Ordnung ist.
Seit heute hab ich allerdings Sommerferien! Und ich freue mich regelrecht darauf „Klarschiff“ machen zu können und altes damit abzuhaken.
Liebe Grüße von mir, die Ordnung liebt, es aber selten wie gewünscht hin bekommt!
Solveig