Ordnung

Donnerstag = OrdnungsTag | Leben ohne Ballast

23/05/2019

Leben ohne Ballast- ein Interview

Für ein sehr spannendes Projekt wurde ich um ein Interview gebeten. Es geht um eine Ausstellung, mit dem Titel „Ich kaufe, also bin ich! – Von der Beziehung zwischen Mensch und Ding“, die vom 01.07. bis zum 27.07.2019 in Leipzig zu sehen sein wird.

Weil das gerade so gut passt, gibt es meine Antworten zum heutigen OrdnungsTag:

Welche Intention oder Beweggründe hattest du, dein Leben ohne Ballast zu führen und dich mit Themen wie Konsumfrei und Minimalismus zu beschäftigen?

Da steckt ein langer Weg hinter. Vor 8 Jahren habe ich mich als Ordnungscoach selbständig gemacht und helfe seit dem Menschen schöner zu wohnen und sich von unnötigen Dingen zu trennen. Das dies der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben ist, habe ich selber in den Jahren zuvor gelernt. Wer sich Ordnung wünscht, kommt nicht drum herum, seinen Besitz zu überdenken.

Als mein Verlag vor zwei Jahren gefragt hat, ob ich ein Buch über Minimalismus schreiben könnte, war mein erster Gedanke „Aber ich bin doch kein Minimalist. Dafür besitze ich viel zu viele Dinge.“ Doch nach einiger Recherche war klar: „Es gibt nicht DEN Minimalisten!“ Ich bin auch ein Minimalist, weil ich mich stetig damit auseinander setze, was ich wirklich brauche und mich über jeden Teil freue, das ich abgeben kann.

Schon seit vielen Jahren lege ich deswegen auch regelmäßig für 4 – 8 Wochen eine KONSUMRUHE ein. Für mich ist das so Art Heilfasten, um mich selber daran zu erinnern, dass ich schon alles habe, was ich brauche.

Doch die größte Intention bei der Sache ist wohl mein großer Wunsch, mich räumlich zu verkleinern, wenn meine Kinder ausgezogen sind. Die Vorstellung, in einem Tiny Home oder einer 30 qm Wohnung zu leben, erfüllt mich schon jetzt mit großer Vorfreude. Erst dann kann ich mich wirklich einrichten in meinem „Leben ohne Ballast“.

Leben ohne BallastEntrümpeln oder Ausmisten macht jeder mal, aber wie verlief der Prozess sich nur auf das Notwendigste zu beschränken bei dir und in welchen Lebensbereichen fand das statt?

Genau erklären kann ich das nicht, aber ich bin immer wieder in eine Art Rausch verfallen. Wohnraumoptimierung habe ich das genannt und Kisten mit Dingen gefüllt, die ich dann verschenkt habe. Immer mehr wurde mir bewusst, dass ich anschließend nichts von alledem vermisse.

Heute bin ich in einem Status angekommen, wo ich nur noch selten auf Dinge stoße, die ich weiter geben könnte. Mein Kleiderschrank, meine Küche, all diese Bereiche sind gut sortiert und müsste ich nächste Woche umziehen, würde das keine Panik in mir auslösen.

Von welchen Objekten war es besonders schwer sich zu trennen? Von welchem Gegenstand würdest du dich, auch heute noch nicht trennen und warum?

Ich habe den Grundsatz, dass sich niemand von etwas trennen muss, was er liebt. Wenn es Dir also schwerfällt, dann behalte es noch eine Weile.

Im Herzen bin ich eine Camper-Braut und im Grunde genommen brauche ich nur die Dinge, die ich für 3 Wochen in einem Wohnmobil mitnehmen würde. Alles andere lässt sich ersetzen.

Leben ohne BallastKannst du 5 Dinge benennen (und vielleicht ein Foto von ihnen schicken), die essenziell für deinen Lebensstil sind und warum sie eine wichtige Rolle in deinem Leben spielen?

Leider muss ich 6 Dinge benennen, denn 6 ist meine Glückszahl …

Ich schreibe für mein Leben gerne und habe es auch schon immer gemacht. Deshalb liegen hier symbolisch zwei Bücher. Ein Buch, das mich gerade durch meine Ausbildung zum ‚Inner Balance Coach‘ begleitet und mein Taschenkalender, den ich immer dabei habe, da ich Termine nur analog notiere. Rein theoretisch müsste hier aber ein ganzer Bücherstapel liegen, denn Bücher gehören zu meinem Leben einfach dazu.

Das Herz auf dem Kalender steht symbolisch für die Liebe. Für den Mann, ohne den ich nicht sein möchte.

Meine 3 Kinder, in diesem Stickbild verewigt. Sie sind tief in meinem Herzen verankert.

Auch der Nagellack ist ein Symbol meines Lebensstils. Lieber kaufe ich mir einen guten Nagellack, statt den ganzen Schrank mit verschiedenen Farben zu füllen. Lieber eine wirklich gute Strickjacke, die ich über alles liebe, als 5 minderwertige Teile im Schrank hängen zu haben. Qualität statt Quantität, das ist mir wichtig.

Und natürlich liegt hier mein Handy, neben meinem Laptop mein wichtigstes Arbeitswerkzeug. Ohne diese Arbeit könnte ich nicht das Leben führen, das ich so liebe.

Leben ohne BallastWelche allgemeinen Hinweise oder Einsteigertipps würdest du Leuten geben, die den Weg eines minimalistischen Lebensstils noch gehen wollen?

Einfach anfangen, einfach machen. Den eigenen Weg finden und sich nicht beirren lassen. Es gibt kein richtig und kein falsch, solange man das Ziel vor Augen hat, irgendwann nur noch Dinge zu besitzen, die man liebt oder die nützlich sind.

 

Nach diesem Interview habe ich noch eine Weile über dieses Thema nachgedacht und überlegt, dass ich immer noch so unglaublich viele Dinge besitze. Alleine durch meine Kinder ist das Haus gut gefüllt – und das ist auch gut so. Es soll ja auch wohnlich bleiben. Die Zeit, mich deutlich zu minimieren, wird kommen!

Dann habe ich in einer Instagram-Story die Unterwäsche-Schublade von einer Frau gesehen. Die BH’s waren schön und auch farblich sortiert, ungefähr 30 Stück an der Zahl. Vielleicht der Traum vieler Frauen, doch für mich war klar, wie sehr der Minimalismus bereits in mein Leben eingezogen ist! Ich besitze nur 6 BH’s. Für mich persönlich ausreichend, eine Schublade mit 30 BH’s würde mich komplett überfordern.

Und das ist auch das Schöne an der Sache: jeder kann so leben, wie er möchte, seine Schubladen so befüllen, wie er es für richtig hält. Ich für meinen Teil möchte allerdings weiter den Weg in Richtung „Leben ohne Ballast“ gehen …

 

Ordentliche Grüße

Denise

 

  • Tatjana 23/05/2019 at 12:27

    Liebe Denise,
    Danke für diesen sehr inspirierenden Artikel. Ich fühle mich definitiv auch als ein Minimalist jenseits aller klischeehaften Vorstellungen davon. Ich versuche mich nicht an Dinge zu binden und unnötige, emotional belastende und auch einfach im Wohnraum einengende Dinge loszuwerden. Und auch gleichzeitig neue Dinge bewusst und kritisch auszuwählen. Das fällt mir bei zwei kleinen Kindern und einer geschenkeliebenden und teils etwas gedankenlosen Familie nicht immer leicht. Umso hilfreicher und inspirierender sind da solche Gedanken (und spannende Lebensziele)!

  • Sandra Tamburrini 23/05/2019 at 13:11

    Liebes Fräulein ordnung,
    „Ich besitze nur 6 BH’s. Für mich persönlich ausreichend, eine Schublade mit 30 BH’s würde mich komplett überfordern.“ Genau dieses Satz habe ich gestern gedacht aber im Zusammenhang mit einem Schuhschrank-Foto auf Instagram. 🙂 Früher wäre ich eine Kandidatin gewesen für einen Schuhschrank mit 100 Paar Schuhen. Heute reichen mir 12 (ist immer noch genug). An solchen Kleinigkeiten wie einem Instagram-Foto lässt sich der eigene Wandel oft am besten messen. Einach so nebenbei, ohne viel bewusst analysieren zu müssen.
    Vielen lieben Dank für die vielen inspirierenden Beiträge, die ich immer wieder gerne lese. (Besonders die Ordungstage)
    Liebe Grüsse aus der (französischen) Schweiz <3

  • Petra von FrauGenial 24/05/2019 at 11:36

    Ein tolles Interview. Die Konsumpause hat mir übrigens enorm weitergeholfen bezüglich dem In sich gehen und bewusst überlegen, was brauche ich und was brauche ich nicht für mein Leben und Glück. Werde ich auch zukünftig nutzen! Danke!

    Gruß,
    Petra

  • Vanessa 24/05/2019 at 19:23

    Ein echt toller Artikel.
    Hat mir echt gut Tipps gegeben zum ausmisten. Danke dir.

    Gruß

    Vanessa