Kann ich das weggeben?
Vom Loslassen, Vertrauen haben und meiner Schreibmaschine
Liebe Denise,
nächste Woche werde ich geschieden. Die Ehe endete dramatisch und viel Stress liegt hinter mir. Nun habe ich eine Frage an Dich: Ich habe im Jahre 2015, als ich mich vom Exmann trennte, alle Fotos und viele Erinnerungen weggeben/vernichtet. Hier hat aktuell nur noch meine Mutter Fotos von meinem Ex-Mann und mir, die sie auch nicht hergeben will. Mir war ganz komisch zumute, als ich vor kurzem ein gemeinsames Foto mit meinem Ex-Mann und mir ansah, das war wirklich seltsam, da ich schon seit 2015 getrennt lebe!
Ich besitze noch eine Schreibtischlampe, die mir immer sehr gefallen hat. Die hat mir der Ex-Mann damals geschenkt und sogar noch eine Energiespar-LED-Birne eingeschraubt, die noch immer leuchtet. Und ich besitze noch eine Kulturtasche mit solchen Comic-Katzen-Figuren, die ich mir in den letzten Tagen in der ehelichen Wohnung noch bestellt hatte.
Das beschäftigt mich nun schon längere Zeit. Das ärgert mich auch irgendwie.
Die Frage ist: Kann ich das weggeben? Werde ich es bereuen?
Es ist jedoch so, dass dieser Mann ja auch weg ist, also, warum sollte ich mich noch an ihn erinnern? An die gute alte Zeit? An die positiven Erlebnisse?
Ich bin da auch etwas „schwierig“ was das betrifft, denn wenn einmal ein Gegenstand negativ behaftet ist, durch eine Erfahrung, entsorge ich ihn meist sofort.
Bei der Lampe bin ich hin- und hergerissen. Zumal sie ein Lichtspender ist und mein Ex-Partner ja auch sehr positive Seiten hatte. Ich weiß es wirklich nicht. Es beschäftigt mich.
Vielleicht denke ich, dass ich so eine Lampe nie mehr bekomme? Das wäre doch Unsinn!
Was ist der wahre Grund, warum ich die zwei Sachen nicht einfach loslasse?
Würdest Du mir bitte einen hilfreichen Ratschlag geben – wie hast Du das geschafft?
Wie kann man sich von diesem sentimentalen Gerümpel endlich trennen?
Die Erinnerung ist ja schließlich in meinem Geist und nicht in der Lampe.
Die Lampe erinnert mich nur im Grunde unbewusst immer wieder an den Ex-Mann und auch leider an die schlimme Endzeit mit ihm.
Ich danke Dir und sende Dir liebe Grüße, Nina
Loslassen & Vertrauen haben
Die Frage, ob man etwas weggeben kann und ob man es später bereut, kann jeder nur für sich beantworten.
Doch wer einmal in sich hinein hört, wird die richtige Antwort finden.
Kann ich das weggeben? Natürlich! Was spricht dagegen?
Ich habe in meinem Leben schon sehr viel weggegeben, weiter verschenkt und auch entsorgt.
Bisher habe ich nichts bereut, nichts vermisst.
Im Gegenteil! Ich fühle mich freier und leichter mit jedem Teil, für das ich keine Verwendung mehr habe.
Ich habe großes Vertrauen, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe.
Was ist der wahre Grund, warum ich die zwei Sachen nicht einfach loslasse?
Der wahre Grund ist: Du bist noch nicht so weit!
Lass Dir Zeit und zwing Dich nicht zu einer Entscheidung.
Hab Geduld mit Dir und dem aktuellen Umstand!
Stell die Lampe zusammen mit der Kulturtasche in einen Karton und aus Deinem Sichtfeld und hör darauf, was Dein Gefühl Dir sagt!
Vor zwei Jahren habe ich in dem Beitrag Schmuck vom Ex folgendes geschrieben:
Egal ob es Sachen vom Ex sind oder von der Bekannten, zu der wir keinen Kontakt mehr haben möchten: sobald wir ein komisches Gefühl haben, wenn wir es in die Hand nehmen, sehen oder auch nur daran denken, dann sollten wir es weg schaffen!
Nach vorne gucken, nicht in der Vergangenheit leben!
Wenn wir nur Dinge besitzen, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern, können wir glücklich wohnen!
Kommen wir jetzt noch zur Schreibmaschine. Meine Ex-Schwiegermutter hat sie mir vor einigen Jahren geschenkt, symbolisch, als ich mein erstes Buch geschrieben habe. Aus einem alten Notenbuch habe ich ein Blatt herausgenommen, dieses in die Schreibmaschine gesteckt und mich viele Jahre an diesem Gegenstand erfreut. Doch als ich die Schreibmaschine beim letzten Zimmertausch im Arm hatte, wusste ich: es wird Zeit, sie ziehen zu lassen! Sie bringt mir keine Freude mehr und meine wichtigste Frage „Würde ich es mitnehmen, wenn ich jetzt umziehen müsste?“ kann ich ganz klar mit NEIN beantworten. Die Frage Kann ich das weggeben? habe ich mir dabei nicht gestellt. Also habe ich sie bei Instagram zum Tausch angeboten. Eine liebe Blogger-Kollegin hat sich gemeldet, die sich sehr darüber freuen würde. In 14 Tagen wechselt die Schreibmaschine also den Besitzer und ich freue mich über das nächste Stück Freiheit! Und über das gemeinsame Frühstück, dass ich im Tausch dafür bekomme.
Ordentliche Grüße
♥
Denise
Hallo Denise,
seit langer Zeit begleitet Du mich mit Deinem Blog 😊 Danke dafür. Als meine Tochter (noch 14) geboren wurde, war Alles noch so einfach. Mit jedem Geburtstag von ihr wurde mir bewusst, dass ich Ihr Ordnung nicht vorleben konnte und somit es ihr auch nicht beibringen konnte. Diese Erkenntnis traf mich hart. Ich fing an ein Buch nach dem anderen zu lesen und mir immer mehr Tipps im Internet zu holen. Dabei bin ich auch auf Deinen Blog gestoßen und hängen geblieben. Deine zuckersüßen kleinen Häppchen jeden Donnerstag sind super. Sie regen zum nachdenken an. Mittlerweile habe ich mich von ganz vielen Dingen getrennt und Ordnung zu machen bzw. zu halten wird immer leichter. Allerdings habe ich einen Bereich, bei dem es immer noch hakt. Ich putze einfach nicht so gerne. Hast Du da auch noch ein paar Tipps?
Liebe Grüße
Susi
Liebe Nina,
ich finde die Idee, die Sachen, bei denen Du Dir nicht schlüssig bist, aus dem Blickfeld und (mein Gefühl) auch aus der Wohnung zu verbannen, sehr gut. Die Zeit (und Dein Gefühl wird Dir dann zeigen, ob Dir diese Dinge mit einem gewissen Abstand betrachtet, noch wichtig sind, ob sie bleiben oder gehen sollen.
Ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich habe alle (sehr hochwertigen) Dinge, die ich von der Frau bekommen habe, mit der mich mein damaliger Mann betrogen hat, sofort in die Mülltonne befördert, obwohl sie schön und neu waren. Das habe ich bis heute nicht bereut. Ich konnte sie nicht weiter verschenken, weil sie für mich mit einer sehr negativen Energie behaftet waren, die ich nicht in meinem Haus haben wollte und auch anderen nicht zumuten wollte. Für mich war das in diesem Moment befreiend, hat aber an der realen Situation nichts geändert.
Wiederum habe ich einige antike Möbel behalten, die ich in dieser Zeit gekauft habe (weil ich sie gekauft habe und sie kein Geschenk waren).
Lass Dir viel Zeit für alles. Umgib Dich mit Menschen und Dingen, die Dir gut tun.
Alles Liebe!
Sonja
Liebe Denise,
genau, oft ist man einfach noch nicht so weit. Und ich denke, bei Nina ist es so. Es ist ein guter Rat, die Sachen aus dem Blickfeld zu räumen. In den Keller zum Beispiel. Da sind sie aus den Augen, aus dem Sinn. Irgendwann, wenn dann der Keller mal näher in Augenschein genommen wird und mit gewissem Abstand die Sachen gefunden werden, klappt das weggeben/wegwerfen bestimmt auf Anhieb.
Man sollte nichts im Raum haben, das einen runterzieht…
LG Sabien