Interview zum Thema Minimalismus
Selber würde ich mich nicht unbedingt einen Minimalisten nennen. Doch durch das Buch, das ich geschrieben habe (Besser aufräumen, freier leben. Minimalismus für die Wohnung) bekomme ich ab und zu Interview-Anfragen zu diesem Thema, besonders von Schülern und/oder Studenten, die eine Facharbeit dazu schreiben.
Die letzten Fragen, die ich beantwortet habe, würde ich heute gerne mit Euch teilen.
Im Herzen Minimalist
Ich bin eher zufällig zum Thema Minimalismus gekommen. Nachdem ich schon einige Jahre als Ordnungscoach Menschen geholfen habe, schöner zu wohnen und sich von unnötigem Ballast zu befreien, habe ich die Anfrage von einem Verlag bekommen, ein Buch über Minimalismus zu schreiben. Im ersten Moment dachte ich, ich sei doch gar kein richtiger Minimalist – doch während ich das Buch schrieb, wurde mir klar, dass es nicht DEN EINEN Minimalisten gibt. Minimalismus kommt in den verschiedensten Formen daher. Ich bin auf jeden Fall im Herzen Minimalist.
Vorher war ich schon sehr bewusst unterwegs. Geprägt von dem Buch Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags war mir klar, dass wir Menschen im Überfluss leben und dass uns das nicht gut tut.
Eine Umstellung ist mir nicht schwergefallen, da es ein schleichender Prozess war und ist. „Sich zu reduzieren“ kann zu einer Lebens-Philosophie werden. Durch veränderte Lebensumstände ist sowieso vieles in Bewegung.
Was Minimalismus für mich bedeutet
Minimalismus ist in meinen Augen eine Lebenseinstellung und ein stetiger Prozess mit dem Ziel, alles Überflüssige zu entfernen und dabei Platz für das wesentliche zu schaffen. Minimalismus sollte allerdings kein Wettbewerb sein. Für mich bedeutet Minimalismus auch ein Stück „Ruhe im Leben“
Mein persönliches Rezept für Minimalismus lautet „Qualität statt Quantität.“ Lieber investiere ich mein Geld in zwei wirklich gut sitzende, qualitativ hochwertige Jeanshosen, als wenn ich 10 günstige Hosen im Schrank habe, in denen ich mich nicht zu 100 % wohlfühle. Dieses Motto zieht sich durch mein ganzes Haus, durch mein ganzes Leben. Lieber weniger haben, aber dann das Beste, was ich für mein Geld bekommen kann.
Nachteile habe ich durch diese Einstellung in all den Jahren nicht gehabt. Minimalismus bereichert mich und schärft meinen Blick auf das Leben. Die Frage „Was brauche ich wirklich?“ ist dabei mein Antrieb.
Oder auch: Minimalismus hilft Geld sparen
Ob ich Grenzen habe bei dem Thema?
Grenzen setzt man sich ja nur selber. Ich würde dieses Thema deshalb auch niemals verbissen sehen. Aber es gibt tatsächlich einen Bereich, bei dem ich nicht minimalistisch leben kann: BÜCHER. Bücher sind mein Leben, meine Leidenschaft. Aber auch da gebe ich weiter, was ich nicht behalten möchte. Ich habe es geschafft, mich von einem großen Bücherregal zu trennen und nur noch die Bücher zu behalten, die wirklich mein Herz berühren. Ein Kindle oder ähnliches würde ich mir trotzdem niemals anschaffen. Das würde zwar Platz schaffen, doch meine Liebe zu Büchern ist einfach zu groß.
Kann jeder so leben?
Nein, nicht jeder Mensch kann minimalistisch leben. Dafür haben zu viele Menschen eine Leere in ihrem Herzen, die mit Konsum aufgefüllt werden muss. Aber das ist ja auch das schöne: Jeder kann selber für sich entscheiden, wie er leben möchte.
Ich denke, dass Minimalismus in Zukunft eine immer größere Rolle einnehmen wird. Schon alleine aufgrund von Platzmangel, Wohnungsnot, Überbevölkerung. Es wird immer mehr Menschen geben, die sich der Tiny Home Bewegung anschließen werden und somit wird – zumindest in dem Bereich – der Minimalismus an Popularität gewinnen.
Ich kann mir nicht vorstellen, eines Tages nicht mehr minimalistisch zu leben. Eher im Gegenteil – ich bin bestrebt, mein Leben immer minimalistischer zu gestalten. Aktuell leben noch zwei Kinder bei mir, was schon zu einer gewissen Menge an Sachen in unserem Haushalt führt. Im Herzen Minimalist, doch in der Realität noch nicht da, wo ich einmal sein möchte.
In der Zukunft möchte ich mich am liebsten räumlich verkleinern und mich nur noch mit Dingen umgeben, die ich wirklich liebe oder brauche. Eine schöne Zukunftsvision.
Realitäts-Check
Nachdem ich das Interview abgeschickt habe, bin ich durch unser Haus gegangen und war auf einmal erschlagen. Erschlagen von all den Dingen, die wir immer noch besitzen. Auch wenn das Wohnzimmer und mein Schlafzimmer dem entspricht, wie ich in Zukunft leben möchte, so steht aktuell noch viel zu viel im Gästezimmer und auch im Abstellraum. Müsste ich in 4 Wochen umziehen, dann würde ich eine mittelschwere Panikattacke bekommen. Mit dieser Erkenntnis habe ich den Entschluss gefasst, dass ich bis zum Ende der Sommerferien beide Räume in den Zustand gebracht habe, mit dem ich entspannt leben kann. Das Ziel steht im Kalender, kleine Zwischenschritte werden mich regelmäßig daran erinnern. Und ich freue mich jetzt schon darauf, wie ich mich fühlen werde und wie es aussehen wird, wenn ich diese Aufgabe bewältigt habe!
In diesem Sinne, ordentliche Grüße
Denise
Liebe Denise, deine Art mit dem Minimalismus umzugehen gefällt mir total.
Nach meiner Trennung bin ich gerade auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Hier wird dann mein großes Ziel sein, nur das mitzunehmen und mir anzuschaffen, was ich wirklich brauche und mir gefällt.
Bis auf die beiden Kinderzimmer. In denen darf es ruhig etwas voller und chaotischer sein, als in den restlichen Räumen.
Ich merke auch an mir, dass ich viele Jahre diese Leere in mir mit immer mehr Klamotten und Dingen versucht habe zu füllen. Erst durch das Beschäftigen mit mir selbst, kann ich auch so viel loslassen.
Liebe Grüße
Britta
Liebe Bettina,
Genau das habe ich auch gemacht, ich lebe nach der Trennung nun mit weniger als halbem Hausstand, habe nur das wirklich nötige gekauft und fühle mich so viel wohler ohne diese Masse an Dingen, dies hat mich über die Jahre so erdrückt.
Liebe Grüße Heidi
Liebe Denise,
ein sehr schöner Beitrag. Ich würde gelegentlich gern von Dir mal darüber lesen, wie Du bei eher größeren Projekten, wie dem Ziel z.B. das Gästezimmer bis Ende der Sommerferien „überarbeitest“, diese kleinen Zwischenschritte machst und so praktisch bis zum ZIeltermin schaffst, was Du Dir vorgenommen hast.
Liebe Grüße
Lili
Ja, das interessiert mich auch. Denn auch ich habe hier u.a. auch noch so ein Gästezimmer, einen Abstellraum und Keller für die ich mir ganz ähnliches vornehmen möchte…. 🙃
Liebe Denise,
Danke, das war ein sehr inspirierender Beitrag.
Besonders, das, was Du zu Büchern geschrieben hast, kann ich voll unterschreiben.
Liebe Grüße
Sonja
Liebe Denise,
oh ja, beim Umzug kommt so einiges zum Vorschein. Ich habe mich gewundert, was für Unmengen an Sachen in meinem Abstellraum waren. War also eine gute Gelegenheit, mal alles durchzusehen.
Liebe Grüße
Tina
Entspannter Minimalismus. Genau so muss es sein. Sukzessive loslassen.
Hin und wieder gehe ich bei mir durch und überlege „wenn ich Morgen umziehen würde….“ wenn ich zu einem Teil nö sage, kommt es auf die Liste: Verkaufen.
So geht es Stück für Stück voran, bzw. ohne Stücke 🙂
LG Nicole
Dein Beitrag spricht mir aus dem Herzen.
Ich bin gerade in diesem Los-Lassen- Prozess und treffe damit bei meinen Erwachsenen Kindern auf mäßige Begeisterung. Und doch, mir tut es gut, ich bekomme mehr Luft.
Danke, danke, danke
Ein schöner Beitrag, liebe Denise, und ich finde mich in der Grundeinstellung wieder. Hier sind es der Keller, die Garage, das Arbeits-/Nähzimmer und noch so einige Schränke, in denen ein Zuviel an Zeugs liegt. Ich liebe das Buch „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“ und seit ich es gelesen habe, nähere ich mich auch Stück für Stück meinem Ziel von der äußeren zur inneren Ordnung. Ich tue mich sehr schwer mit dem Loslassen und komme nur langsam voran, dennoch ist es gut so wie es ist, jede und jeder macht einfach so, wie er/sie kann. Für mich bedeutet Minimalismus auch nicht, in einer kargen Wohnung ohne Schnickschnack zu leben, aber eben, wie du schreibst, lieber mit qualitativ hochwertigen Dingen als mit billigem Kram. Wer billig kauft, kauft ohnehin zweimal. Mindestens. Da bin ich froh, dass meine ganze Familie so gepolt ist, dass wir lieber weniger kaufen, dafür gute Sachen. Das Zuviel an Zeugs ist hier eher im Kleinen zu sehen, zig Papier(schnipsel zum Basteln), zig Stoffreste (zum doch noch Vernähen, vielleicht und irgendwann) usw. Aber es wird.
Liebe Grüße
Anni