Momentaufnahme
Mich haben Geschichten anderer Menschen schon immer interessiert. Die echten Geschichten von Angesicht zu Angesicht erzählt. Ich will wissen, wie es den Menschen geht, was sie gerade fühlen. Welche Ängste sie haben, aber auch, welche Hoffnungen sie antreiben. So ist meine Idee zu „Momentaufnahme“ entstanden. Denn gerade jetzt haben Menschen das Bedürfnis, ihre Geschichte zu erzählen.
Mit dieser Reihe möchte ich Einblicke in das Leben verschiedener Menschen geben, aber auch zu einer positiven Kommunikation beitragen. Ich konnte ich Frauen gewinnen, die mir eine Momentaufnahme ihres Lebens geben.
Corona positiv
Wie ist das eigentlich? Corona positiv zu sein?
Diese Frage hat mir Conny beantwortet. Conny ist 45 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern (13 + 15 Jahre) in der Nähe von München.
Liebe Conny,
wie geht es Dir gerade?
Gott sei Dank – wieder gut!
Ich hab noch einen „Rotzkopf“, Stirn- und Nebenhöhle sitzen noch zu. Dadurch, dass ich Heuschnupfen habe, vermischt sich das aber wohl auch ein bisschen. Wird bestimmt lustig, wenn man jetzt einen Heuschnupfen-Anfall an der Supermarktkasse bekommt …
Aber: ich hatte Glück. Ich war zwar so kaputt wie noch nie in meinem Leben, aber es hat sich nicht auf meine Lunge gelegt. Im vergangenen Jahr hatte ich Influenza, somit einen tollen Vergleich. Influenza war kurz & heftig. Corona hingegen war ziemlich langwierig. Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und Kurzatmigkeit.
Wann hattest Du die Vermutung, dass es Corona sein könnte?
Eigentlich hatte ich es schon erwartet. Eine Freundin rief mich an, um mir zu sagen, dass ihre Schwägerin positiv getestet wurde. Da waren wir schon ein bisschen auf halb acht. Nach drei Tagen fühlte sich meine Freundin nicht mehr wohl und dann war es wie eine Kettenreaktion. Auch sie wurde positiv getestet und dann war klar, dass irgendwas im Busch ist. Drei Tage später ging es am Wochenende dann auch bei uns los, mit totaler Mattigkeit und gnadenlosen Halsschmerzen.
Eigentlich denkt man ja „Ach Gott – sind ja nur Halsschmerzen!“ und geht vielleicht weiter arbeiten. Doch durch Corona und die mediale Berichterstattung war es ganz gut, dass wir schon vorgewarnt waren. Sonst wäre ich noch länger damit herumgelaufen, statt mich in Quarantäne zu begeben.
Krankheitsverlauf
Wie unterschiedlich die Krankheitsverläufe aussehen, konnten wir direkt in unserer Familie sehen: Mein Mann hatte einen wirklich schlimmen Husten, ihm ging es aber noch einer Woche wieder besser. Ich bin auch nach zwei Wochen noch nicht wieder ganz fit, meine Stimme ist auch noch etwas belegt. Was wir aber beide haben ist, dass wir nichts schmecken und riechen können.
Unsere Kinder sind bis heute symptomfrei geblieben, was nicht automatisch heißt, dass sie negativ sind. Es kann sein, dass sie ebenfalls positiv sind, aber die Krankheit eher unbemerkt abläuft. Doch die Quarantäne galt auch für die beiden.
Corona spaltet die Gesellschaft
Was mich gerade nervt ist, dass Corona gerade die Gesellschaft spaltet. Ich hatte einen leichten Verlauf und hörte gleich so viele Stimmen wie: „Ja, Du hast es doch auch. Das ist doch alles gar nicht so schlimm.“ Ich musste mich schon fast erklären, weshalb ich einen leichten Verlauf hatte.
Die einen rufen genervt nach einer Lockerung der Maßnahmen, wollen zurück in ihr altes Leben und die anderen laufen panisch herum und haben Angst vor dem Virus. Letztendlich weiß es doch keiner, wir sind alle keine Virologen. Ich verstehe, dass es wirtschaftlich schwierig ist, aber wenn alle den scheiß kriegen . . . Ich kenne eben auch Leute, die keinen leichten Verkauf hatten und das ist ziemlich übel.
Wie hat Eure Lebensmittelversorgung während der Quarantäne geklappt?
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mir gewünscht, auch zu den Menschen zu gehören, die Hamsterkäufe tätigen. Wir haben eben keine nennenswerten Vorräte und das war schwierig für uns. Ich war dankbar, dass wir immerhin unsere Ökokiste haben.
Auch die Supermärkte, bei denen man online bestellen kann, hatten keine Kapazität mehr. Somit mussten unsere Freunde für uns einkaufen. Kein leichtes Unterfangen, immerhin sind wir zu viert. Das war schwierig, denn Hilfe annehmen ist nicht so einfach für mich.
„Essen! Essen nicht vergessen!“ So lautete die Anweisung vom Gesundheitsamt. Corona positiv hieß bei mir, dass ich total appetitlos war. Meine 15-jährige Tochter hat dann dafür gesorgt, dass ich mehr als nur Toastbrot gegessen habe.
Worauf freust Du Dich, wenn diese Zeit vorbei ist?
Ich freue mich auf eine große Hunderunde und leere Straßen. Schon vor meiner Quarantäne fand ich es toll, dass deutlich weniger Verkehr war und ich somit am Morgen mehr Zeit zur Verfügung hatte.
Ich freue mich auch, wenn ich wieder Sport machen kann. In den vergangenen 14 Tagen konnte ich keinen Sport machen, weil ich wirklich matt war. Es wird aber auch davon abgeraten und ich habe von Leuten gehört, die zu früh mit Sport angefangen und einen Rückschlag erlitten haben.
Wenn dieser Eiertanz endlich vorbei ist, dann freue ich mich.
Mehr über Corona-Conny (wie sie sich selber sehr charmant bezeichnet hat) und ihrem persönlichen Corona positiv Verlauf könnt Ihr auf Ihrem Blog Conny-Doll-Lifestyle lesen.
Alles Liebe und bleibt gesund
Denise
Danke liebe Denise für den tollen Artikel und dem Platz auf Deinem Blog… 🤗
Du warst echt fleißig und der Kuchen ist hoffentlich auch lecker geworden… Ich wünsche Dir und Deiner Familie Gesundheit und ein schönes Osterwochenende 😘
Ganz liebe
Liebe Denise,
vielen vielen Dank für diesen so wichtigen und interessanten Beitrag! Und danke auch an die Betroffenen für den Einblick in den „Alltag als Betroffene.“ Es ist immer wieder gut und notwendig, auch mal die Geschichten von Betroffenen zu lesen und somit ein Verständnis für das Krankheitsbild und die Symptome, die auftreten KÖNNEN, zu erhalten und zu lesen wie es Betroffenen geht und wie sie mit der Situation umgehen.
Vielen vielen Dank also noch einmal. Gute Besserung an die / den Betroffenen und allen trotz der Situation ein schönes Osterfest. Macht das beste daraus und alle anderen: bleibt zuhause und gesund!
Viele liebe Grüße aus Leipzig,
Bianca
Was für ein schöner Blog!
Bin eben über Conny zu Dir gestoßen und habe ein wenig gestöbert. Tolle Aufnahmen, wunderbare Texte. Liebevoll.
Konnte leider nicht bei dem Beitrag „Loslassen ist eine Gabe“ kommentieren, der mir besonders gefallen hat.
Mir geht es da ganz ähnlich wie Dir. Ich kann sehr gut loslassen und seit Corona noch 3 x mehr…
Um ehrlich zu sein, kam Corona für mich persönlich und vielleicht auch ein bisschen für die Welt, zur rechten Zeit.
Auch in Sachen Ordnung 😉
Denn endlich ist auch mein Mann bereit loszulassen….wenn auch nicht von seinen tausendfachen Klamotten….
Ich bin jetzt jedenfalls Fan.
LG Nicole