Ordnung

Dinge, die ich aufbewahre, weil ich den Platz dafür habe

09/02/2023

Dinge, die ich aufbewahre, weil ich den Platz dafür habe

Sich auf Wohnungssuche zu begeben, bringt eine spielerische Denksportaufgabe mit sich. Bei jeder potenziellen Wohnung geht man in Gedanken seine Möbel durch und  probiert, wo welches Stück hinpassen könnte.

Die letzte Wohnung, die ich mir angeschaut habe, hatte großes Potenzial. Neubau, sehr zentral und doch ruhig. Kleine Terrasse, aber keinen Abstellplatz für das Auto. Die große Herausforderung war die offene Küche, in der man direkt stand, wenn man die Wohnung betrat. Schwierig, aber nicht unmöglich. Nach gut 24 Stunden hatte ich die Einrichtung in Gedanken geplant und mir war klar: Für diese Wohnung müsste ich mich noch mehr reduzieren, als ohnehin schon gedacht!

Wie viele Dinge braucht man wirklich?

Ohne eine Zusage zu haben, habe ich noch am selben Nachmittag weiter Sachen aussortiert und für den Garagenflohmarkt in der kommenden Woche bereitgestellt. Es steht schon fest, welche Möbelstücke nicht mit umziehen werden, welchen Stauraum ich aber benötige und ich weiß, dass noch einiges an Arbeit vor mir liegt, wenn wir wirklich in den kommenden Monaten umziehen wollen.

Aber warum rennen und dabei vielleicht stolpern?

In kleinen Schritten kommen wir einem Ziel viel entspannter näher.

Zeitschriften

AUSMISTEN

Am Wochenende habe ich also nicht nur zwei Kisten für den Flohmarkt gepackt, sondern mich auch von 23 Büchern getrennt und sie bei Momox eingestellt.

Der nächste Schritt: Zeitschriften ausmisten.

Aber nicht irgendwelche, sondern all die Exemplare, die ich in den vergangenen 12 Jahren als Fräulein Ordnung gesammelt habe, in denen ein Artikel über mich erschienen ist.

Zeitschriften

Dinge die ich aufbewahre Kurz habe ich überlegt, sie rigoros und komplett in den Papiermüll zu werfen, doch dann habe ich mich als 90-jährige in einem Schaukelstuhl sitzen sehen, wie ich durch einen Erinnerungsordner blättere.

So habe ich kurzerhand aus all den gesammelten Zeitschriften das Titelblatt plus die Seiten über mich herausgerissen und abgeheftet. Was für ein befreiendes Gefühl!

LEICHTER

Drei Schuber waren nun leer (und werden nicht wieder gefüllt) und ich bin gefühlt 10 Kilogramm Zeitschriften los geworden.

Hier seht Ihr jeweils links den Stapel, den ich aufbewahre und rechts, was in den Müll kam:

aussortieren

Ordnungstag

Ich habe ich mich selber gefragt, warum ich das nicht schon viel früher gemacht habe? Als Ordnungscoach weiß ich doch, wie wichtig es ist, sich auf das wesentliche zu konzentrieren und das unwesentliche auszusortieren.

Ordnung schaffen

Da wurde mir klar, auch ich habe sie:

Dinge, die ich aufbewahre, weil ich den Platz dafür habe

Ich hatte nie die Notwendigkeit, mich von diesen Zeitschriften zu trennen, weil ausreichend Platz vorhanden war. Und genau davon mochte ich in Zukunft weg. Genau das war immer der Hintergedanke, wenn ich an ein Leben in einem „Tiny House“ gedacht habe. Ich möchte nichts mehr besitzen, nur weil ich den Platz dafür habe!

Was ich besitzen möchte, sind Sachen, die

  • ich wirklich gebrauche,
  • regelmäßig zum Einsatz kommen,
  • auf die ich nicht verzichten kann,
  • mein Leben leichter machen und die ich liebe.

 

Da ist mir wieder dieses arabische Sprichwort in den Sinn gekommen:

Wenn Du Dein Leben lang einsammelst,

wann willst Du das Gesammelte genießen?

  • Ich trinke ohnehin immer aus 3 – 4 Lieblingstassen, also können die anderen wirklich weg.
  • Das gute Plastikbesteck von der Party vor vielen Jahren (damals war ich noch verheiratet!) muss ich nun wirklich nicht mehr aufbewahren.
  • Den Toastiemaker nimmt mein Sohn mit, wenn er zum Studium nach Frankfurt zieht. Mal sehen, was ich ihm sonst noch einpacken kann.
  • Und jetzt mal ganz ehrlich – dieses eine Kleid, das so hübsch aussieht, in dem ich aber schrecklich blass aussehe – das kann nun wirklich zur nächsten Kleidertauschparty!

Dinge die ich aufbewahre

Die ersten Schubladen und Regalfächer sind leer. Aber ich habe noch einiges vor mir, bevor wir umziehen können. Vorbereitung ist alles, damit es entspannt losgehen kann und ich weiss, dass dann keine Kapazität mehr vorhanden sein wird für „Dinge, die ich aufbewahre, weil ich den Platz dafür habe“.

Nächste Woche erzähle ich Euch, warum und wieso wir diesen Schritt überhaupt in Erwägung ziehen.

 

Ordentliche Grüße

Denise

 

 

 

  • Britta 09/02/2023 at 8:31

    Liebe Denise, danke für deinen Artikel, es ist immer wieder schön zu lesen, wie sich deine Lebensreise weiterentwickelt.
    Ich habe mich im letzten Sommer nach der Trennung auch sehr verkleinert, was den Wohnraum betrifft, von einem Haus in eine 60 qm Wohnung. Seitdem merke ich, wie wenig man eigentlich braucht, um glücklich zu sein. Und auch in dieser kleinen Wohnung bin ich immer noch dabei, zu schauen, was wirklich bleiben soll.
    Dir für die Wohnungssuche viel Erfolg, ich bin mir sicher, dass du etwas wundervolles finden wirst.
    Sei lieb gegrüßt
    Britta

  • Nina 09/02/2023 at 9:00

    Hallo Denise, Danke für diesen schönen Ordnungsbeitrag! Das Thema holt mich total ab – ich „spiele“ seit einer Wohnungsbesichtigung im November (Rohbau, Kernsanierung – das wird richtig gut da!) das gleiche Gedankenspiel. Loslassen und aussortieren fällt mir mit dem Hintergedanken „Was will ich wirklich behalten / mitnehmen in eine neue Wohnung / in einen neuen Lebensabschnitt?“ sooo viel leichter. Bei Verkleinerung um die Hälfte darf einiges gehen… Ich finde es so spannend, dass du dich auch wohnlich verändern willst, freue mich schon auf die Fortsetzung nächste Woche.

  • Christine 09/02/2023 at 9:45

    Liebe Denise,
    wow, wieder so ein toller Beitrag. Und so ein guter Prozess/ Gedanke. Danke, daß wir teilhaben dürfen, hilft mir persönlich wieder viel. Viel Kraft und Vorfreude für Dich. Bewundernswert, daß Du so anpackst.
    Liebe Grüße

  • Beate Groß 09/02/2023 at 16:32

    Den Schritt vom Haus Umzug in eine 2 Zimmer Wohnung habe ich schon hinter mir. Bei Neuanschaffungen überlege ich genau, wo diese ihr Plätzchen finden könnten, wenn ich sie nicht aktuell brauche. Vieles kommt nicht mit. Und ich überlege, wenn ich in 2 Wochen umziehen würde, käme „das“ mit? Und dann geht’s.
    Viele liebe Grüße
    Bea

  • Silke 10/02/2023 at 7:52

    Wenn Du Dein Leben lang einsammelst,
    wann willst Du das Gesammelte genießen?

    Danke für dieses Zitat! Ich glaube, das ist mein Gamechanger! Und auch mal ein Danke für Deinen wunderbaren Blog, den ich schon sehr lange still mitlese. Obwohl ich ein Mensch bin, der viel Sicherheit braucht, kann ich aus Deinen Zeilen herauslesen, dass Veränderung nicht nur zum Leben gehört, sondern auch wirklich Spaß machen kann.

    Alles Gute für Deine nächsten Pläne!

  • Sybille 10/02/2023 at 12:36

    Liebe Denise, oh, Dankeschön! Das Thema inkl. Zitat hat mich auch direkt angesprochen. Wir wohnen im eigenen Haus, die 3 Kinder ziehen gerade aus (reimt sich ;)) – ein Kind kommt aber gerade zurück, zumindest kurzfristig… Haus verkaufen? Da bleiben und den Kindern das Nest / die Heimat erhalten? Mein Mann sieht das rational: Kein Kind wird je ganz zurückkommen, der Jüngste verlässt spätestens zum Herbst das Nest und hängt eh nicht dran. Gleichzeitig haben wir noch 2 Omas mit 2 Häusern, die später auch keiner mehr will… (also die Häuser, nicht die Omas… 😉 ). Eine Heimat könnte man den Kindern auch woanders – in einer Wohnung – bieten, jetzt könnte man das Haus in guter Lage noch sehr gut verkaufen. Bei mir ist es wie mit der Erinnerungskiste: Es hängen Emotionen dran & drin, gepaart mit einem Nachdenken bis zum Lebensende (was will ich mit Ü50? Wo will ich mit Ü70 sein?), daher tue ich mich noch schwer. Gleichzeitig sind die Mietwohnungen hier teuer & hässlich, da will ich lieber da bleiben. Ausmisten täte mir dennoch auch sehr gut, obwohl ich mich von 500 Büchern getrennt habe, könnten noch weitere gehen, die eben jetzt nichts mehr mit dem neuen Lebensabschnitt zu tun hätten, da es Kunstbücher aus dem Studium sind. Das Interessante: Ich habe nur wegen der Kinder (Heimat) ein schlechtes Gewissen, ich selbst hätte es gerne kleiner mit weniger Hausarbeit für mich, bin eh ein „Nomade“ ohne eigene (räumliche) Heimat und die Kinder meinten: weg damit – wir bleiben nicht hier und kommen euch auch woanders besuchen. So steht man sich selbst im Wege, nur um es anderen / den Kindern recht zu machen 😉 Dankeschön daher für weitere Nachdenk-Impulse und dir weiterhin alles Gute und ein schönes Wochenende! Sonnige Grüße Sybille

    • fräulein | ordnung 10/02/2023 at 14:49

      Liebe Sybille,

      herzlichen Dank für Deine Gedanken zu diesem Thema. Auch Dir weiterhin alles Gute und liebe Grüße

      Denise

  • Petra von FrauGenial 11/02/2023 at 21:47

    Mir ist es vor einiger Zeit auch aufgefallen, wie ich Sachen sammele, weil ich viel Platz habe und merke das solche Sachen ich gar nicht brauche. Ich habe mir jetzt jeden Sonntag vorgenommen. mehr und mehr auszumisten, und das tut so gut, sich von diesem Ballast loszuwerden.

  • Anita 12/02/2023 at 7:50

    Super, Denise, genau diesen Gedanken hatte ich vor ein paar Tagen auch. Ich horte so viel Zeugs, das ich nie und nimmer genießen kann. Ganz im Gegenteil, es beginnt, mich mehr und mehr zu belasten und muss daher weg. Dass du deine Erinnerungszeitschriftenausrisse behältst, finde ich sehr schön und ja, auch ich stelle mir das schön vor, irgendwann 90-jährig zu sitzen und in Erinnerungen zu schwelgen. Aber eben nur in einem Teil, der haptisch vorhanden sein muss, der Rest ist nur Ballast.
    Hier kommen in Kürze die unzähligen Nähzeitschriften unter den Hammer, mal gucken, ob ich Geld dafür erziele, das ich dann spenden kann.
    Liebe Grüße
    Anita

  • Bine 18/02/2023 at 8:27

    Liebe Denise,
    ich habe hier noch nie geschrieben, aber heute bin ich so inspiriert und berührt, da „muss“ es sein. Deine Reduktion ist so spannend. Vielen, vielen Dank für die all die wundervollen Beiträge und Fotos. Ich selbst (schon 56 seit letzter Woche) ziehe gerade nach einer schmerzhaften Trennung mit zwei erwachsenen bzw. halberwachsenen Kindern von einem riesigen Hof in eine 2 1/2 Zimmer-Wohnung. Es ist nicht leicht, sich von Lebensabschnitten und -dingen zu verabschiedenund ich bin ehrlich gesagt froh, dass „Kinderschätze“ und -erinnerungen im alten Zuhause erstmal bleiben können. Aber für mich wähle ich jetzt ganz bewusst die Dinge, die ich mag und brauche, die einen Platz haben. Und ich spendiere mir Dinge, im Rahmen der Möglichkeiten, die ich für mich schon immer haben wollte. Z. B.einen schönen Wassersprudler, einen Zauberstab, aber auch ein E-Piano – ein Klavier wäre zu teuer und es gäbe keinen Platz. Und ich genieße es, mich nicht rechtfertigen zu müssen. So komme ich hoffentlich zu meiner Mitte zurück und voran.
    Ich wünsche dir alles Glück und Gelingen für deine Pläne, herzlichen Dank für deine wunderbar inspirierende Webseite.
    Liebe Grüße
    Bine