Ordnung

Gastbeitrag | Unsere Eltern werden älter

05/08/2021

Unsere Eltern werden älter

Gastbeitrag von Sarah Köpke – Aufräumcoach – Hamburg

„Unsere Eltern werden älter!“ Hiermit werde ich, wohin ich auch höre, immer wieder und immer öfter konfrontiert. Sei es im Gespräch mit Freunden, mit meinen Kunden oder in meiner eigenen Familie. Wahrscheinlich sind einige von euch auch schon mit diesem Thema in Berührung gekommen? Früher oder später jeden von uns betreffen. Dass wir alle älter werden ist kein Geheimnis und dass das Leben endlich ist, ebenfalls!

Ich möchte mit meinen Zeilen nicht schwarzmalen oder erschrecken. Viel mehr möchte ich ermuntern, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Ermuntern, die Zeit die man zusammen und auch alleine hat, zu nutzen.
Zum einen Zeit miteinander verbringen und zum anderen die Zeit nutzen, sich um seine eigenen Dinge zu kümmern.

Schon öfter habe ich Geschichten von Familien gehört, in denen nie über das Alter, den Tod gesprochen wurde. Als dann ein Familienmitglied gestorben ist, kam ans Tageslicht, dass nie über wichtige Dokumente, Erbschaftsfragen oder ähnliches gesprochen wurde!
Die Hinterbliebenen standen so vor einem großen Berg, der nun beklommen werden musste:
Sich um die Auflösung des Haushalts kümmern, Erbschaftsfragen klären, alle Papiere und Dokumente sichten und verwalten, sich um die Beerdigung kümmern und neben alledem auch noch Platz für Trauer haben.

 Sara Köpke Aufräumcoach

Swedish Death Cleaning

Ein jeder und eine jede von uns kann diesem Fall entgegenwirken, indem man sich schon jetzt um seine Belange kümmert. Nicht unbedingt erst, wenn man das Rentenalter überschritten hat. Über dieses Thema schrieb auch eine schwedische Autorin namens Margareta Magnusson. Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen

Die etwas drastisch klingende Methode aus Schweden „Swedish Death Cleaning“ beschäftigt sich damit, sich im Hier und Jetzt um seinen Besitz, seine Papiere zu kümmern. Damit es im Fall der Fälle nicht die Hinterbliebenen erledigen müssen. Sie beschreibt, wie befreiend es sich anfühlt, Dinge auszusortieren, die nicht mehr gebraucht werden und damit vielleicht jemandem eine Freude zu machen, der sie noch gebrauchen kann. Nur noch das zu besitzen, was man wirklich braucht und was einen glücklich macht. So ist es auch für die Hinterbliebenen ein Stückchen leichter, wenn sie sich um weniger kümmern müssen, weil sich die verstorbene Person schon um viele Belange gekümmert hat. So wird auch mehr Zeit und Raum für die Trauer geschaffen.

Für die Hinterbliebenen

Wenn ich so nach links und rechts schaue, würde ich sagen, dass eher der Großteil der Familien die ich kenne, sich noch nicht mit diesem Thema auseinander gesetzt hat. Es aber ein Bewusstsein dafür da ist, dass es wichtig wäre, z.B. einen Notfallordner anzulegen, in dem alle wichtigen Dinge gesammelt sind, die für die Hinterbliebenen wichtig sind (wie Vollmachten, Abos, Informationen zu Krediten und Konten , Passwörtern usw.).
Mir wird immer ganz warm ums Herz, wenn sich Kunden bei mir melden, die dieses Thema angehen möchten, denn mir ist es ein besonderes Anliegen, hierfür zu sensibilisieren.

Auch habe ich mit einigen Menschen sprechen können, die stetig dabei sind, sich von Besitz zu trennen, den sie nicht mehr benötigen. In allen Fällen habe ich erfahren dürfen, wie gut und erleichternd es sich anfühlt, diesen Ballast loszuwerden und sich nur noch mit dem zu umgeben, was man tatsächlich braucht. Wie beruhigend es ist, zu wissen, seine Dinge geregelt zu haben und diese Aufgabe nicht an die Hinterbliebenen zu übergeben. Für den Fall der Fälle!

 

Herzliche Grüße
Sarah Köpke
Aufräumcoach und Dipl. Soz.-Pädagogin

www.einfachaufraeumen.de

mehr zum Thema:

Herzlichen Dank an Sarah für diesen Beitrag. Auch ich habe schon über das Buch wunderbare von Margareta Magnusson geschrieben und hier kommt Ihr zu meinem Beitrag Was möchten wir hinterlassen, wenn wir sterben? Denn nicht nur unsere Eltern werden älter …

 

 

  • Manuela Pankratz 05/08/2021 at 12:12

    Huhu,
    ein sehr schöner Gastbeitrag.
    Sie spricht mir aus dem Herzen.
    Ich ,59 Jahre alt, habe vor ca 3 Jahren alle meine /unsere Papiere neu geordnet.
    Alles was wichtig ist und ,hört sich jetzt doof an, Geld bringt ist in einem Ordner vereint.
    Lebensversicherungen ,IG Metall usw und sofort. Mit der Aufschrift: IM FALLE DES TODES.

    Darin befindet sich auch eine Liste mit allem was sonst noch wichtig ist:
    Vollmachten fürs Konto
    Passwörter usw.

    Ich finde es gut alles soweit geregelt zu Haben sodass ich, wenn es soweit ist, mit ruhigem Gewissen gehen kann.

    Andere Entrümpelungen finden hier halbjährlich statt.
    Mit macht es verrückt wenn ich daran denken müsste wieviel Müll ich ansonsten hinterlassen würde.

    Also Ihr Lieben,
    auf auf und entrümpelt was das Zeug hält und regelt Eure Angelegenheiten.
    Es kann uns schneller treffen als es uns lieb ist. (habe es jetzt schon 3x im Freundeskreis erlebt.

    Bis dahin
    macht es fein
    Manuela

    • fräulein | ordnung 05/08/2021 at 14:13

      Liebe Manuela,

      herzlichen Dank für Dein wertvolles Feedback!

      Alles Liebe
      Denise

  • Petra B. 05/08/2021 at 17:54

    Ich habe es bislang für mich/uns noch nicht angegangen. Meine Mutter (77) hat hingegen schon ihre Bestattung geplant. Das klingt zunächst mal furchtbar, aber sie fühlt sich erleichtert, weil alles geregelt ist. Es gibt übrigens spezielle Ordner vom Bund der Bestatter, in denen man fein säuberlich alle wichtigen und notwendigen Unterlagen für den Fall der Fälle abheften kann. Meine Mutter hat ihren vom Bestatter bekommen und mir gezeigt, damit ich weiß, wo alles ist.
    Vielen Dank für den Beitrag, der mich (wieder einmal) daran erinnert, dass ich meinen Krams auch in den Griff bekommen sollte. So nach und nach wird’s hoffentlich :).

    • fräulein | ordnung 06/08/2021 at 9:27

      Ich finde das ganz wunderbar von deiner Mutter! Für mich ist das ein großes Zeichen von Liebe & Respekt!

      Danke für den Hinweis mit dem Ordner vom Bestatter!!!

  • Valomea 06/08/2021 at 7:49

    Was für ein kluger und anstupsender Beitrag! Ich bin zwar noch lange nicht so alt wie Frau Magnusson, aber meine Inspiration zum Entrümpeln kam genau in dem Moment, als wir mit dem Nachlass meines Vaters da standen und keinen Plan hatten…
    Der Blick ins Buch hat eben bestätigt, dass das vermutlich eine hilfreiche Lektüre sein könnte.
    Vielen Dank für den Beitrag und den Buchtipp!
    Elke,
    die noch lange nicht an dem Punkt der Frau Magnusson angekommen ist…