Gastbeitrag von Tina Wienstroth
Von Kleiderschränken und Selbstakzeptanz
Vor einigen Jahren gab es auf meinem Blog die Reihe „Frauen und ihre Kleiderschränke.“ Das war eine schön Sache, weil ich so viele Einblicke bekommen und schöne Gespräche geführt haben. Unter anderem war ich auch bei Tina, bei der sich seit dem sehr viel verändert hat.
Wie ich auf der Suche nach mir mein Glück gefunden habe
Liebe Denise,
was hat ein sortierter Kleiderschrank mit Selbstliebe zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Aufgeräumt habe ich schon immer gerne. „Scheinst ja innerlich ziemlich unsortiert zu sein, wenn Du es immer so ordentlich haben musst“, hat ein Bekannter vor ein paar Jahren zu mir gesagt. Tolle Ausrede, wenn man nicht gerne aufräumt, dachte ich damals. Könnte etwas Wahres dran sein, denke ich heute. Leben tut man ja bekanntlich vorwärts, während man vieles erst rückwärts versteht.
Seitdem Du mich 2017 im Rahmen deiner Serie „Frauen und ihre Kleiderschränke“ besucht hast, hat sich vieles verändert.
Nach einem glücklicherweise noch glimpflich abgelaufenen Brand im Jahre 2019 bin ich aus meiner Wohnung für die Sanierung ausgezogen, nach sechs Wochen wieder eingezogen, nur, um dann kurze Zeit später komplett neu anzufangen. Dabei habe ich Unmengen von Sachen hin und her bewegt, ein- und ausgepackt, nach wichtig und unwichtig sortiert und dabei festgestellt, dass mir vieles davon gar nicht so wichtig war.
Yoga
Damals ging ich schon seit Jahren wieder zum Yoga, um in stressigen Zeiten ein bisschen zu entspannen. Dabei habe ich mich dann überraschenderweise selbst wieder gefunden und gelernt, für mich zu sorgen. Für mich war das ganz zufällig der richtige Weg, der kann natürlich bei jedem ganz woanders liegen.
„Es ist, wie es ist“ hängt an meiner Pinnwand. Vielen Dank dafür an meine beste Yoga Lehrerin Ramona, die jedem im Kurs neben ganz viel wertvollem Handwerkszeug im Umgang mit sich selbst unter anderem auch diese Karte geschenkt hat.
Seitdem nehme ich an, was ich nicht ändern kann.
Bei den Übungsreihen habe ich gelernt, auf mich zu achten. Jeder ist einzigartig und das ist auch gut so.
In einer Stunde haben wir dann das Gedicht „Als ich mich selbst zu lieben begann“ von Charlie Chaplin gelesen. Da steckt ganz viel Wahres drin.
Ich sage deshalb heute nicht mehr ja, wenn ich nein meine. Ich tue mir etwas Gutes und das regelmäßig, auch wenn ich keine Zeit dafür habe. Mich mit anderen zu vergleichen, vermeide ich. Zeit investiere ich in Menschen und Dingen, die mir besonders am Herzen liegen. Und wenn mal etwas nicht klappt, dann sehe ich es mir nach.
Selbstakzeptanz
Selbstliebe, oder, wie ich es letzte Woche in einem Podcast gehört habe, Selbstakzeptanz heißt für mich, mich zu nehmen wie ich bin. Mittlerweile weiß ich, wo meine Stärken liegen und wovon ich besser die Finger lasse. Ich sehe mir nach, worin ich nicht so gut bin. Das würde ich einer guten Freundin auch so raten und zu mir selbst muss ich ja nicht strenger sein.
Ich habe keine Angst mehr, etwas zu verpassen und mache nichts mehr, nur um dabei zu sein, sondern frage mich, ob ich etwas wirklich will. Seitdem kann ich vieles intensiver genießen und bin nicht mehr ständig auf der Durchreise, sondern angekommen. Trotzdem versuche ich, mich auf zu neuen Wegen zu machen. Einer davon ist das Schreiben, dem ich mehr Platz in meinem Leben einräumen möchte.
Meine Tochter lebt jetzt in ihrer eigenen Wohnung. Ich habe nochmal neu angefangen und mein großes Glück in einem ganz besonderen Menschen gefunden, mit dem ich all das teilen kann und der mir gezeigt hat, wer ich bin.
Während es früher keine Fotos von mir gab, habe ich heute richtig viele und mag sie sogar. Für mich ist das neu. Über meine Freundin zu Schulzeiten stand damals in unserem Jahrbuch: „The Look of the year“. Das hatte sie auch absolut verdient. Zu mir sagten die Leute eher: „Du guckst immer so ernst.“ War ich in Wirklichkeit gar nicht, habe aber eher im Hintergrund beobachtet, das fand ich immer ganz interessant. Aber gemocht an mir habe ich nicht allzu viel. Lang war dafür die Liste mit dem, was ich gerne geändert hätte. Heute passt das Außen zum Innen und es kann bleiben, wie es ist. Auch Unordnung kann ich mittlerweile aushalten, zumindest ein bisschen, wenn es nicht allzu lange dauert.
Kleiderschrank
Wenn ich heute in meinen Kleiderschrank gucke, dann denke ich: Das bin ich. Was ich nicht mag, das wird aussortiert und ich habe nichts mehr, was nur noch für zu Hause oder für den Garten ist. Das habe ich, wie vieles andere auch, bei Dir in einem Blogbeitrag gelesen. Ordnung ist echt ein spannendes Thema und bringt vieles zum Vorschein, was man dort gar nicht vermutet hat. Ganz schön bunt ist es auch bei mir geworden, seitdem Du da warst. Da hatte ich hauptsächlich weiß, beige, grau und schwarz. Mit dem gelben Pulli vom Foto fing es an und manchmal wundere ich mich selbst, was noch alles an Farbe dazugekommen ist. Weiße Shirts mit Aufdruck mag ich immer noch am liebsten. Schön fände ich auch, minimalistischer zu leben. Vielleicht klappt das ja auch irgendwann.
Ich bin gespannt, was Du auf dem Jakobsweg um Dich und in Dir findest.
Herzliche Grüße
Tina Wienstroth
(mehr über Tina findet ihr auf ihrem InstagramAccount @tinas_glueck)
Liebe Tina,
ein wunderschöner Beitrag,
so sanft, so ehrlich, so pur.
Danke für diese lieben Zeilen,
schöne Sonntagsgrüße,
Alexandra
Liebe Alexandra,
vielen lieben Dank. Freut mich, dass es Dir gefällt.
Viele Grüße
Tina
Hallo Tina,
danke für den schönen Text und den sehr, sehr wichtigen Reminder „Es ist wie es ist.“ Viel zu oft grübeln wir über Dinge nach, die wir eh nicht ändern können. Ich leider auch. Da hilft es ungemein, sich das Thema (Selbst-)Akzeptanz mal wieder vor Augen zu führen und den inneren Dauernörgler mal in die Schranken zu weisen.
LG
Vanessa
Liebe Vanessa,
der Spruch passt wirklich oft und wenn
man dann dran denkt, macht es vieles leichter.
Viele Grüße
Tina
Was für ein schöner Gastbeitrag.
Danke Tina.
Danke, liebe Darja
Guten Morgen Tina,
ein schöner Gastbeitrag. Das mit den Fotos von mir selber, ging mir viele Jahre ähnlich. Doch als meine Mutter starb und ich ihre unzähligen Fotoalben erbte, wurde mir klar, dass es das ist, was am Ende bleibt. Fotos und Erinnerungen. Und ich wollte, dass meinen Kindern gemeinsame Fotos oder auch Portraits von mir bleiben. ( Was sie später damit machen ist letztendlich egal).
Das Gedicht drucke ich mir aus, um es später noch mal zu lesen.
Liebe Grüße
Britta
Liebe Britta,
ja, das stimmt. Und oftmals stört einen auf einem Foto etwas, was die anderen gar nicht sehen. Ich gucke mir auf jeden Fall gerne Fotos mit schönen Erinnerungen an.
Viele Grüße
Tina
Liebe Tina,
das ist ein toller Beitrag, ich danke Euch beiden dafür. Ich habe gleich mehrere „Anstupser“ in Deinem Beitrag gefunden, der entspannt und klar klingt. Ich suche auch gerade sehr nach Wegen, mit mir und meinem Leben ins Klare und Reine zu kommen. Manchmal werde ich mutlos, und freue mich dann sehr über solche freundlichen Schubser, die sagen: „Ist doch gar nicht so schwer, bleib bei Dir und mache kleine Schritte, dann wird das schon“.
Viele Grüße
Anke aus dem Norden
Ein sehr lesenswerter Beitrag, vielen Dank dafür. ♥
Herzensgrüße
Anita