Heute habe ich ein paar Vorher-Nachher Fotos von einem meiner letzten Ordnungseinsätze für Euch und ich gehe noch einmal dem Thema „emotionale Erinnerungen“ nach.
Wie bringst du deine Kunden dazu,
sich von ihren überflüssigen Dingen zu trennen,
an denen emotionale Erinnerungen hängen?
Diese Frage wurde mir vor vielen Jahren gestellt und ich hatte sie damals so beantwortet:
Ganz wichtig: ich überrede meine Kunden zu gar nichts! Ich würde sie also niemals dazu bringen, etwas loszulassen, wozu sie noch nicht bereit sind. Grundsätzlich gebe ich bei meinen Einsätzen in erster Linie Impulse und Anregungen. Oft reicht es schon, wenn ich ein Teil hochhalte und frage, was damit ist. In der Regel kommt dann eine klare Antwort wie „Das brauche ich noch“ oder meine Kunden fangen an zu lachen und sagen „Ja – das kann wohl weg. Jetzt, wo du mich so fragend anschaust …“.
Da wird dann eine Espresso-Tassen-Sammlung auf 6 passende Teile reduziert, was völlig ausreichend ist, wenn ohnehin nur die Gäste Espresso trinken. Aber gut, das war eine weniger emotionale Sache.
Emotionaler wurde es mal bei einer Kundin, die an mehreren Stellen die gebastelten Sachen ihrer Kinder aufbewahrt hat. Noch ohne erkennbares System. Da habe ich ein bisschen erzählt, wie ich damit umgehe: dass es eben schöner ist, ausgewählte Kunststücke in einem Ordner (mit Klarsichtfolien) zu sammeln, sodass man sich die Sachen anschauen und sich daran erfreuen kann. Wenn diese emotionale Erinnerungen – ungeordnet – in einer großen Kiste aufbewahrt werden, laden sie nicht dazu ein, sie mit Freude durchzublättern.
Irgendwann wird der Tag kommen
Diese Kundin hatte auch eine Sammlung von Film- und Konzertplakaten in der Ecke stehen. Als ich diese Tüte hervorholte, waren wir direkt auf der emotionalen Ebene. Ich konnte nicht verstehen, wieso man so etwas aufbewahrt (denn aufhängen wird man so etwas bestimmt nicht, wenn es schon so viele Jahre in der Ecke stand), doch nachdem wir die Dinger abgestaubt hatten, wurden sie wieder zurückgestellt. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem sie davon Abschied nehmen und dabei vielleicht an mich denken wird.
Ich möchte niemals ein ungutes Gefühl hinterlassen, denn wenn meine Kunden glauben, ich hätte sie zu irgend etwas überredet, dann wäre ich nicht glücklich. Besser ist es, wenn es in den Wochen nach meinem Einsatz noch in ihren Köpfen brodelt und die Hände nicht still bleiben können, wenn sie im Ausmist-Fieber sind. Dann habe ich einiges richtig gemacht!
Heute, nach einigen Jahren Berufserfahrung, kann ich sagen, dass sich meine Kunden am Ende nur eine Erlaubnis wünschen, sich von Dingen zu trennen. So habe ich es bei meinen letzten beiden Einsätzen erlebt, von denen ich leider nur einen Einsatz (teilweise) fotografiert habe.
Vorher – Nachher
Die heutigen Fotos stammen aus dem Büro einer Familie. Wir haben 6 Stunden für den kompletten Raum veranschlagt. Wir haben auf der anderen Seite angefangen, wo zwei Regale mit Ordnern stehen. Erst nach der Mittagspause haben wir mit dieser Seite angefangen und auch erst dann habe ich daran gedacht, Fotos zu machen.
Ich denke, man sieht trotzdem ganz gut, wie viel wir geschafft haben. Am Ende des Tages standen mehrere graue Tüten an der Straße und im Gäste-WC wurde ordentlich Altpapier gesammelt.
Mit emotionalen Erinnerungen hatten wir es hier nur Teilweise zu tun.
Diese konnten wir in zwei großen Kisten an die Seite schieben. Mit der Aufgabe, sie zeitnah mit dem Partner durchzuschauen.
Emotionalen Erinnerungen brauchen einfach ihre Zeit.
Wie viel Vergangenheit lagert in Deinem Zuhause?
Manchmal sind es gerade diese Dinge, die unser WohlfühlGefühl hemmen: Dinge, die uns zu sehr an die Vergangenheit erinnern, die wir eigentlich hinter uns lassen wollen.
Egal ob es Sachen vom Expartner sind oder von der Bekannten, zu der wir keinen Kontakt mehr haben möchten: sobald wir ein komisches Gefühl haben, wenn wir es in die Hand nehmen, sehen oder auch nur daran denken … dann sollten wir es weg schaffen!
Egal ob es Erinnerung in Form eines Geschenkes ist oder in Form von Unterlagen (Dokumente, Briefe, etc.): Wenn wir diese Sachen verschenken, verkaufen oder in den Müll stecken, löst sich viel negative Energie auf und wir sind der Leichtigkeit wieder ein Stück näher.
Wenn wir nur Dinge besitzen,
die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern,
können wir glücklich wohnen!
Mehr zu diesem Thema gibt es in meinem Beitrag Themenwunsch: Erinnerungsstücke
Für eine Anleitung durch das ganze Haus kann ich mein Buch Besser aufräumen, freier leben empfehlen.
Denise
Liebe Denise,
ja, so wie du es erklärst, klingt es nach einem guten Plan, der auch (emotional) umsetzbar ist. Ich habe das bei unserem Umzug gemerkt, was eigentlich alles weg kann. Schön, dass du deinen Kunden so hilfreich zur Seite stehst und nicht ’nur‘ aufräumst‘, sondern den ‚ordentlichen‘ Gedanken und das Gefühl stützst.
Viele Grüße
Nicole
Liebe Denise,
vielen Dank für diesen Beitrag, der genau den Zeitgeist trifft! Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus und habe seit einigen Wochen beobachtet wie meine beiden lieben Nachbarinnen (sie wohnen beide in getrennten Wohnungen über mir) ihre Wohungen entrümpeln…was soll man schließlich sonst tun, wenn einem alles andere vergönnt ist? Mein Mann und ich haben am Wochenende die Küche ausgemistet und Deine Beiträge schwirren dann immer in meinem Hinterkopft und lassen mich dann immmer wohlwohlend nicken, wenn mein Mann mich fragt, ob ich das wirklich noch brauche…vielen Dank für Deine vielen hilfreichen Tipps!!! Du bist meine Ordnungsfee!!! Als nächstes sind meine Erinnerungsstücke dran, versprochen!!!
Herzliche Grüße,
Alexandra
Liebe Denise,
Dein Kernsatz >>Heute, nach einigen Jahren Berufserfahrung, kann ich sagen, dass sich meine Kunden am Ende nur eine Erlaubnis wünschen, sich von Dingen zu trennen. << trifft es einfach.
Danke
Lili
Liebe Denise,
loslassen ist wohl wirklich das Zauberwort. Wir sind im August in eine Übergangswohnung gezogen, um demnächst in unser Haus zu ziehen. Wir haben damals ordentlich ausgemistet. Aber es mussten doch Dinge mit, die noch nicht bereit waren, zu gehen. Ich hoffe, dass wir es beim Umzug ins Haus schaffen, auch noch die letzten ungenutzten Dinge zu entsorgen/verschenken/verkaufen. Unser Stauraum dort ist ja auch nur begrenzt. Kleiner HWR, kaum belastbarer Dachboden. Die Chancen stehen also gut. Wenn ich Minimalismus anpeile und eigentlich nicht danach strebe, bin ich auf einem guten Weg, oder? 😀
Liebe Grüße
Lotti
Gerade bei den Erinnerungsstücken wünscht man sich eine Erlaubnis zum Weggeben/Wegwerfen. Gerade gestern sagte meine Mutter wieder zu mir: Das sind wertvolle Stiche, denk daran, wenn Du sie nicht behalten willst nach meinem Tod.
Ich glaube, wir werden dann froh sein, wenn uns jemand die Erlaubnis gibt, uns davon zu trennen, auch wenn es nicht den Preis bringt, den sich meine Mutter vorstellt.
Liebe Grüße
Lili
Danke!! Dieser Satz „sobald wir ein komisches Gefühl haben, wenn wir es in die Hand nehmen, sehen oder auch nur daran denken … dann sollten wir es weg schaffen!“ hilft mir enorm! Ich lese deine Beiträge immer sehr gerne und „dank Corona“ funktionieren die Verschenkekisten vor dem Haus gerade einfach wunderbar … Liebe Grüße Caroline
Hallo Denise!
Los lassen von den emotionalen Dingen ist für mich persönlich sehr schwierig! Da ich innerhalb der letzten 2 Jahre 2 Wohnungen jeweils von meiner Oma und meinem Opa (bei beiden hatte ich jeweils tolle Kindheitserinnerung) fiel es mir natürlich sehr schwer Dinge wegzuschmeißen die ich schon seit meiner Kindheit kenne (irgendwelchen Deko Schnickschnack z. B.) Also habe ich erst alles mit nach Hause genommen und in den Keller gestellt bzw. Ein paar Sachen stehen jetzt als Deko bei mir rum (aber wirklich nur ein paar Kleinigkeiten!) und jetzt nach 2 Jahren, als mich die Ausmistwut packte konnte ich mich wirklich von den Kisten im Keller trennen ohne das es mich emotional getroffen hat! Sondern im Gegenteil, es hat mich sogar befreit! Alles braucht seinen Zeit, auch das entsorgen emotionaler Sachen!
Ja, ich habe die gleiche Erfahrung mit den Sachen meiner Oma gemacht. Nach einer Zeit des Wartens war es plötzlich ganz einfach zu entscheiden was geht und was bleibt.