Ordnung

Was würdest Du mitnehmen?

10/03/2022

Mond-Kalender

Zu Weihnachten habe ich meiner Schwester und mir einen Mond-Kalender geschenkt. Ein Kalender für sie, einen für mich. Nachdem ich den Kalender vier Wochen nicht angerührt habe (er lag unter einem Stapel Papiere auf dem Schreibtisch) dachte ich einen kurzen Moment, das wäre das blödeste Geschenk seit langem gewesen. Seitdem ich mein Exemplar jedoch auf die Kommode im Schlafzimmer gelegt habe, sodass ich nun jeden Tag das aktuelle Kalenderblatt lesen kann, finde ich dieses Geschenk großartig!

Mond Kalender

Loslassen

Letzte Woche stand hier geschrieben:

„Da heute Neumond ist, lohnt es sich, darüber nachzudenken, was du nicht mehr mit dir herumschleppen, sondern loslassen möchtest. Woran hängst du und wie wichtig sind dir bestimmte Muster? Schon nach einem Tag Reflexion bist du am Ende schlauer. Was du nicht bist: deine Gedanken, deine Emotionen, dein Auto, dein Job. Aber wer bist du dann? Was bleibt übrig? Enorm viel, das kannst du mir glauben …“

Verrückt, denn die Tage zuvor hatte ich bereits intensiv über das Thema Loslassen nachgedacht. Nachdem meine Tochter mich gefragt hat, was wir machen würden, wenn auch bei uns Krieg ist, kam ich ganz schön ins Trudeln.

Was würden wir machen?

Wohin würden wir fliehen?

Was würden wir mitnehmen?

Im Gegensatz zu den ersten zwei Fragen fiel mir die Antwort auf die letzte Frage relativ leicht.

Schon vor einigen Jahren habe ich auf meinem Blog die Frage gestellt:

 

Wenn Du 20 Minuten hättest, um zu fliehen,
und nur mitnehmen könntest,
was in Dein Auto passt, was würdest Du mitnehmen?

 

Meine Tasche wäre schnell gepackt: Frische Wäsche, Kulturbeutel, eine Decke, meine Handtasche mit den wichtigsten Dingen und mein Laptop mit Ladekabel.

Schmuck? Fotos? Die Kiste mit Erinnerungen? Davon würde ich vermutlich nichts mitnehmen.

Aber es lässt mich seit Tagen meine Besitzt noch einmal anders betrachten.

Was würdest Du mitnehmen?

Ahnungslos

Ich hatte nicht vor, heute über dieses Thema zu schreiben. Ich hielt es für überheblich, aus meiner aktuellen Position heraus über Dinge wie Flucht zu schreiben, ohne wirklich zu wissen, was die Menschen aus der Ukraine gerade durchmachen.

Doch dann bekam ich meine monatliche Blog-Auswertung von Google mit folgendem Inhalt:

 

Auf der Flucht

Da wurde mir klar, dass es gar nicht so belanglos ist, wenn ich über dieses Thema schreibe. Und dass es vielleicht sogar helfen kann, wenn in den Kommentaren unter diesem Beitrag Dinge aufgelistet werden, die meine Leser für relevant halten, im Falle einer Flucht.

Deshalb meine Frage:

 

Was würdest Du mitnehmen?
Welche Dinge würdest Du innerhalb von 10 – 20 Minuten einpacken?
Dinge, ohne die Du nicht sein möchtest?

 

Meine Liste habe ich im Kopf:

  • eine Tasche mit Klamotten
  • meine Kosmetiktasche
  • Laptop & iPhone
  • Handtasche & Portemonnaie
  • zwei Bücher, die mir gut tun
  • Buch und Stift, um Gedanken zu notieren
  • eine kuschelige Decke

Was würdest Du mitnehmen?

Wenn ich mich umschaue, sehe ich viele Dinge, die ich liebe. Unsere Möbel, meine Anziehsachen, die  Bücher. Alles Sachen, die mir viel bedeuten. Alles Dinge, die im Falle einer Flucht unwichtig werden.

Schon vor 6 Jahren habe ich geschrieben: „Vieles, was aktuell zu meinen „Lieblingssachen“ gehört, hat im nächsten Jahr vielleicht schon nicht mehr diesen Stellenwert!“ 

Die aktuelle Lage in der Ukraine zeigt, wie schnell Menschen alles verlieren können und was wirklich wichtig ist im Leben.

 

Ordentliche Grüße

Denise

 

 

  • Astrid 10/03/2022 at 7:41

    Guten Morgen! Ja, schon beängstigend, mit welchen Dingen wir uns plötzlich auseinandersetzen müssen. Bei uns wird nicht so sehr das Thema Flucht zuhause besprochen, bei uns dreht sich alles eher um: was brauchen wir in einer Notsituation alles, um zuhause gut zu überleben (Lebensmittel- und Wasservorräte, Kochmöglichkeit,…)? Das beschäftigt uns als Familie zur Zeit ziemlich. Und in den schlaflosen Nächten, die ich, so wie viele Mütter wahrscheinlich, derzeit habe, überlege ich auch, was für die Flucht benötigt werden würde. Zu deinen aufgezählten Dingen fällt mir noch ein: wichtige Dokumente, einen Kanister mit Sprit, Wasser und etwas zu Essen für die ersten Stunden.
    Liebe Grüße,
    Astrid

  • Ina 10/03/2022 at 10:07

    „Man müsste mal“
    …wichtige Dokumente einscannen und auf einen Stick ziehen. Den in eine Tasche packen mit Dokumenten, die man im Original braucht (Ausweise, Führerschein) und griffbereit hinlegen.

    … einen Notvorrat anlegen, Essen, Kerzen, vor allem Wasser und evtl. auch eine kleine Kochmöglichkeit – wie war das noch Ende 2005 im Münsterland, als die Strommasten unter der Eislast wie Streichhölzer umknickten?!

    … eine Tasche mit den wichtigsten Medikamenten zusammenstellen und neben die Dokumententasche stellen.

    Bei Feuer hat man 120 sec, um herauszukommen, heißt es.

    Ich habe die so beängstigende aktuelle Situation zum Anlass genomen, das alles endlich mal umzusetzen, was „man mal machen müsste“. In der Hoffung, dass es nie dazu kommen mag, es zu brauchen.

    Liebe Grüße
    Ina

  • Kirjava 10/03/2022 at 10:46

    Genau, den USB-Stick mit Dateien der wichtigen Dokumente. (Am besten in doppelter Ausführung, falls einem Stick etwas passiert.) Und auf jeden Fall auch eine Powerbank. Trockene Nahrungsmittel, sowas wie Energieriegel, die einen im Zweifel ein bisschen über Wasser halten. Wir hatten schon an Kohlefilter gedacht, falls man unterwegs ist und kein sauberes Wasser zur Verfügung hat. Taschenlampe und Ersatzbatterien.

    Wir haben am vergangenen Wochenende einen Hilfsgütertransport an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren und auf dem Rückweg Menschen mitgenommen. Die hatten allesamt nur kleine Taschen zur Verfügung, ich weiß aber gar nicht, was drin war. Was ich aber weiß – unsere Powerbanks wurden unterwegs dankend angenommen, um über die Smartphones mit den Familien in Kontakt zu bleiben.

  • Marina 10/03/2022 at 12:32

    Auf der Internetseite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist z. B. aufgelistet, was im Notgepäck dabei sein sollte und es gibt noch andere hilfreiche Tipps.
    Liebe Grüße
    Marina

  • Petra von FrauGenial 10/03/2022 at 13:39

    Auf die Idee mit dem USB Stick und den Medikamenten wäre ich nie gekommen und hat mich gerade wirklich zum Überlegen angeregt. Ich würde vor allem mein Handy und Portemonnaie, Reisepass mitnehmen, einfach um sicher von a nach b zu kommen, Dokumente bei mir zu haben und in Kontakt mit meinen Liebsten zu sein. Ich glaube, in so einer Situation wäre vor allem mein Mann meine Stütze, der wirklich an Alles wichtige denkt, was jetzt wichtig wäre bei einer Flucht. Ich hoffe einfach, dass das uns niemals betreffen wird. Umso trauriger, dass es aktuell wirklich Viele betrifft.

  • Lony 10/03/2022 at 15:32

    Oh liebe Denise,

    darüber habe ich auch schon mit meinem Mann diskutiert. Ich würde nicht flüchten. Sollte es zum Allerschlimmsten kommen, würde ich hoffen, dass es schnell geht und ich nicht überlebe, denn ich hätte gar keine Freude daran, weiterhin auf diesem Erdball – in dem sich meine geliebte Heimat oder vermutlich ganz Europa dann in einem katastrophalen Zustand befindet – zu leben. Da bin ich ganz ehrlich.

    Aber zu überlegen, was man einpackt, wenn man – vielleicht wg. einer Naturkatastrophe, wie Großbrand oder Hochwasser – das Zuhause übergangsweise schnell verlassen muss, das macht auf jeden Fall Sinn!

    Hoffen wir, dass sich die Lage wieder beruhigt.

    Ganz liebe Grüße von
    LONY x

  • Nicole Kirchdorfer 10/03/2022 at 15:38

    Hi Denis. Lass das nicht Deinen Schatz lesen 🙂
    Ich finde den Gedanken gerade nicht so schön, denn für mich ist es nur eine lustige Übung, während es für Flüchtende derzeit Realität ist….aber wir sollten ja auch nicht dauernd an Krieg denken!
    Alsoooooooo….
    Ich nehme mit:
    mein Spatzl
    eine Tasche mit Klamotten
    Kulturbeutel
    Laptop & Handy mit Ladekabeln
    Handtasche & Portemonnaie
    was zu Essen
    meinen Daunenmantel
    meine Uhr

    • fräulein | ordnung 10/03/2022 at 17:27

      Nein, als lustige Übung sehe ich das eigentlich nicht. Schon als kleines Mädchen habe ich mir über so etwas Gedanken gemacht und bete dafür, dass ich niemals in so eine Situation komme. Und nein, ich denke auch nicht dauernd an Krieg. Samstag gibt es einen Wochenglück-Rückblick garantiert ohne Krieg 🙂

  • Erika 10/03/2022 at 19:41

    Hallo! Wir haben einen Bauernhof. Ich wüsste gar nicht, was ich mit den vielen Tieren machen sollte…
    Hoffe, ich muss es nie entscheiden.

  • Lieselotte 11/03/2022 at 9:40

    Das Thema ist nicht schön – klar. Mein Mann und seine Familie (Schwester, Mutter, Oma) mussten 1945 flüchten. Meine Schwiegermutter hatte 15 Minuten Zeit, ihre Sachen zu packen. Ihr Mann in Russland an der Front, sie hat nur an die Kinder gedacht: Der Bär meines Mannes (haben wir noch heute), die Puppte meiner Schwägerin, so ganz irre Dinge wie einen alten Holzteller, ihr uraltes Obstbesteck, ein paar Fotos, und Kleidung, die sie am Leib trugen. Das was es dann. Sie konnte nur unter Bewachung eines Soldaten die Sachen packen. Sie hatte wohl sehr schönen Schmuck. Den hat sich der „Kontrolleur“ sofort den Nagel gerissen. Sie konnte in Wirklichkeit nur das Leben ihrer kleinen Familie und ihr eigenes retten. Soweit zum Thema, was ich mitnehme, wenn ich flüchten muss. Gute Zeit für alle. Lieselotte

  • Julia 14/03/2022 at 11:43

    Hallo Denise,

    die Antwort auf diese Frage ist einfach:
    Meine Familie
    den Hund
    unsere wichtigsten Unterlagen – vieles davon auf externer Festplatte
    ein paar Klamotten, Hygieneartikel und Kosmetik samt Handtücher
    Decken und Lebensmittel.

    Die Antwort auf diese Frage hätte ich Dir vor ein paar Jahren gar nicht so leicht beantworten können. Wieso? Weil wir viel zu viel hatten. Erst durch den Minimalismus ist uns klar geworden, was wir eigentlich benötigen, was wichtig ist in unserem Leben.

    Ich finde es gut, dass Du dieses Thema aufgreifst. Ich bete darum, dass wir nie flüchten müssen. Dennoch finde ich die Beantwortung der Frage für einen selbst sehr gut, eben weil einem so klarer wird, was wirklich wichtig ist.
    Ich wünsche Dir eine schöne Woche
    Julia

  • lenzik 22/03/2022 at 13:32

    Alleine zu flüchten ohne zu wissen wo meine Angehörige sind würde ich nicht wagen. Fehlt Kontakt, werde ich warten.
    Festplatten mit Dokumenten oder Laptop? -> ohne Stromzugang / geeigneter Geräte zum Auslesen in friedlichen Gebieten (welche man zunächst irgendwie erreichen muss) nützt es nix.
    Das Speichermedium/Laptop muss gegen Wind/Kälte/Wasser/Beschädigung geschützt werden, und gegen Diebstahl auch (z.B. könnte ein anderer die Identität anhand der Daten auf der Festplatte missbrauchen (geht natürlich auch mit analogen Dokumenten), im Krieg laufen nicht nur gute Menschen rum, JVA’s könnten „offen“ sein, Menschenhändler stehen an Fluchtpunkten als nette Mitarbeiter von Hilfsorganisationen oder private Helfer parat etc.).
    Decken/ Sachen -> muss man alles Schleppen, ebenfalls gegen Diebstahl unterwegs „sichern“ (Essensvorräte auch!), was ist, wenn man zu Fuß fliehen muss? Mehrere km Sachenschlepperei schafft man körperlich gar nicht.
    Beispiel meiner Omas (eine musste als Kind die Deportation der Russlanddeutschen aus Zaporozhye und andere aus Krim am eigenen Leibe miterleben -da empfehle ich selbstständig zu googlen, falls man den Hintergrund nicht kennt): die hatten nur paar Minuten zum „fliehen“, unter Aufsicht mehrerer Soldaten (welche später sich alle Häuser samt Höfen und Vermögen/Sachen aneigneten) und man versprach den Leuten, dass die in einer oder zwei Wochen zurückkehren werden (wohlwissend, dass der dafür bereitgestellte Vietransportzug mehrere Monate nach Kasachstan, Sibiren etc. mit diesen Leuten unterwegs sein wird). Männer wurden schon Wochen/Monate vorher überraschend nachts aus den Familien geholt von der Regierung/Soldaten/Polizei, man wusste nicht wohin und hoffte auf ein Wiedersehen. Meine Uroma hatte auf Ihren so abgeholten Mann ihr ganzes Leben lang gewartet, erst nach dem Zerfall der UDSSR durfte man eine offizielle Antwort auf mehrermals erfolgten Nachfragen erhalten: am 3. Tag nach Abholung erschossen, im Massengrab (vermutlich nicht nur verletzt und somit lebend begraben) weiß man leider nicht wo… Ohne Gericht, ohne Anwalt etc. Einfach weil mein Uropa ein Deutscher war und absolut nix (damals gab es nicht mal Internet!) mit dem dem Krieg hier in Deutschland gemeinsam hatte.
    Wir leben jetzt in Deutschland (über ein bürokratisches Verfahren konnte man nach Deutschland ausreisen aus der UDSSR/ ehemaligen Republiken in den 89-90-95-er Jahren, man wartete die Einladung aus Deutschland nach Antragsstellung ab etc.). Meine Omas (damals Kinder) hatten also überlebt und zurückgekehrt, sozusagen in die Ursprungsheimat.
    Russlanddeutsche stellten keine Ansprüche an Russland/Ukraine bezüglich Wiedergutmachung oder Entschädigungen nach dem Krieg. Überleben und Leben war wichtiger. Wenigstens hatte man die Alten, Frauen, Kinder damals am Leben gelassen, zwar durch „Deportation in Vietransporten etc.“ viele unterwegs durch Hunger/Krankheiten „umgebracht“, aber wenigstens nicht gruppenweise vergast wie ein uns allen bekannter Wahnsinniger aus Österreich es hierzulande damals tat.

    Ob Irak, Afganistan, Vietnam, Ukraine, Donbass (hier sollte man ebenfalls wissen, das dieser Konflikt schon seit Jahren! bestand) etc. -> ich bezweifele, dass man sich auf eine Flucht beim plötzlichem Bombenangriff vorbereiten kann. Vermutlich wird man einfach überrascht und muss je nach Situation schnell reagieren.
    Wenn eine Wohnung brennt, wird einem ja auch geraten, sich selbst und Menschen in Sicherheit zu bringen, nicht versuchen, Dokumente, Wertsachen etc. zu retten.
    So ungefähr läuft es vermutlich im Krieg ebenfalls ab.
    Ich wünsche jedem Land auf dieser Welt einen blauen friedlichen Himmel.
    Ich wünsche, dass jeder Kriegstreiber der Welt (auch USA mit deren unendlichen Kriegen inkl. nuklearer Attake auf Japan und Ausrottung der indigenen Bevölkerung bei Kontinentbesiedelung) durch Reparationsleistungen verpflichtet werden, finanziell die Schäden abzugelten. Das sollte für jeden Kriegstreiber der Welt eine Art Abschreckung sein. Hoffe ich zumindest.
    Deutschland macht es, das finde ich aufrichtig. Jedoch hat es leider nicht als Abschreckung gereicht…

  • Lara Nitsche 22/03/2022 at 22:03

    Schrecklicher Gedanke und noch schrecklicher die ohnehin wenig zur Verfügung haben und die Flucht ergreifen müsste „ohne Auto“. Vielleicht nicht einmal bei Kräften ist. Grausamer Gedanke. Noch erschreckender finde ich die Hamstekäufe wobei die Soldarität übers Haufen geschmiessen werden. Traurig wie wenig an anderen gedacht wird.