Ordnung

Luxusgüter und Wunschlisten

26/08/2021

Mir wurde über Instagram eine interessante Frage gestellt. Doch um diese zu beantworten möchte ich vorher ein bisschen ausholen, den unsere Herkunft ist für dieses Thema sich nicht ganz irrelevant.

Luxusgüter und Wunschlisten

Meine Mutter war sehr jung, als sie mich bekam, noch keine 18. Am Tag meiner Geburt hat sie ihre mündliche Prüfung zur Einzelhandelskauffrau bestanden. Die Ehe meiner Eltern stand unter keinem guten Stern und so kamen wir nach einem kurzen Aufenthalt aus Schottland zurück. Als alleinerziehende war meine Mutter auf die Hilfe der Familie angewiesen, mein Erzeuger hat nie Unterhalt gezahlt, meine Mutter musste immer voll arbeiten gehen.

Wir hatten großes Glück, denn meine Mutter hat einen tollen Mann kennengelernt, der absolut verrückt nach uns war. Ein junger Soldat aus Nottingham. Obwohl er zwei Jahre jünger war als sie, konnte er sich ein Leben mit Frau und Kind vorstellen. Heute sind sie 36 Jahre verheiratet und er war für mich der wunderbarsten und liebevollsten Vater, den ich mir hätte wünschen können. Nicht umsonst hat mein Sohn seinen Namen bekommen.

Ich hatte eine schöne und sehr unbeschwerte Kindheit und habe nur wenig von den Sorgen und Nöten meiner Eltern mitbekommen. Er hatte es als Engländer, ohne Ausbildung nicht leicht in Deutschland, meine Mutter hat immer viel gearbeitet, aber nie viel Geld verdient.

Somit bin ich sehr bescheiden groß geworden, mir hat es aber nie an irgendetwas gefehlt. Glücklicherweise hatte ich auch in der Schule nie das Gefühl, nicht zuzugehören, obwohl mir da klar wurde, dass in anderen Familien deutlich mehr Geld vorhanden ist. Auf jeden Fall hat mich dieses Leben geprägt.

Wie mach ich es, wenn ich mir etwas Neues kaufe?

Kannst Du mir vielleicht einen Tipp geben, wie ich es beim Shoppen schaffe, dass ich wirklich nur Dinge kaufe, die wirklich zu mir passen und die ich auch nach Monaten (oder nach Jahren) noch schön finde?

Ich habe das Problem, dass ich mir oft Dinge kaufe (Taschen, Klamotten, etc.) die ich an anderen Frauen sehe und dann der Gedanke in mir aufkommt, dass ich dieses oder jenes Teil auch unbedingt haben muss. So habe ich mir beispielsweise vor 3 Jahren ein Louis Vuitton Portemonnaie für 360 € gekauft, was ich nur 2 x benutzt habe. Oder eine Handtasche von MCM (bei Vinted für 400 € erstanden, Neupreis um die 700 €). Diese habe ich auch nur ein paar mal getragen, weil ich immer den hohen Betrag im Kopf habe und somit Angst, dass die Tasche Kratzer bekommt. Das Portemonnaie habe ich nur gekauft, weil ich es bei anderen Frauen gesehen habe …

Von Luxusgütern und Wunschlisten

Erinnerungen

Als mir diese Frage gestellt wurde, war ich gerade für zwei Tage alleine in Holland. Zwei Tage an einem Lieblingsort, nur für mich. Das ist mein persönlicher Luxus. Niemals würde ich 400 € für eine Tasche oder ein Portemonnaie ausgeben, weil ich dieses Geld lieber in Erlebnisse investiere. Die Erinnerung an eine schöne Auszeit bleibt länger in meinem Herzen als die Freude über eine neue Tasche!

Für mich ist es aber auch schon Luxus, wenn ich mir eine Jeans für 140 € kaufen kann. Im Vergleich zu meiner Mutter bin ich heute finanziell in einer besseren Situation und dafür bin ich unendlich dankbar. Niemals hätte sie sich damals so eine teure Jeans leisten können. Heute könnte sie es, aber sie würde trotzdem lieber das Geld in drei Jeans investieren.

Mir ist es nicht wichtig, besonders viele Dinge zu besitzen, aber wenn ich etwas kaufe, möchte ich das bestmögliche bekommen, das ich mir leisten kann. Markenartikel oder Designersachen interessieren mich dabei nicht besonders. Doch das alleine schützt mich natürlich nicht vor Fehlkäufen.

Kommen wir also zurück zu der Frage meiner Leserin! Wie schafft man es, wirklich nur Sachen zu kaufen, die wirklich zu einem passen und an denen man lange Freude hat?

Erste Empfehlung: Keinem spontanen Impuls nachgehen!

Ich überlege sehr lange, bevor ich mir etwas Neues kaufe.

Als ich mir zur Veröffentlichung meines neuen Buches eine Tasche gegönnt habe, habe ich bestimmt 3 Wochen überlegt.

Brauche ich diese Tasche wirklich?

Warum möchte ich diese Tasche unbedingt haben?

Passt die Tasche zu den Jacken und Schuhen, die ich gerne trage?

Im Grunde genommen habe ich immer die Furcht, einen Fehlkauf zu tätigen und diese Sorge hält mich meist davon ab, aus einem Impuls heraus etwas zu kaufen. Mindestens eine Nacht drüber schlafen hilft in jedem Fall!

Zweite Empfehlung: Erstelle eine Wunschliste!

Eine Wunschliste zu schreiben ist immer eine gute Idee. Nicht nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag, sondern auch, um Dinge „sacken zu lassen“. Manchmal schreibe ich Dinge auf meine Wunschliste, bei denen ich spontan denke, ich würde sie haben wollten. Wenn ich in den nächsten Tagen intensiv dran denke, dann scheint der Wunsch bedeutend zu sein. Oft vergesse ich aber, dass ich überhaupt etwas aufgeschrieben habe. Dann war der Wunsch wohl nur eine fixe Idee.

Hin & wieder gibt es Sachen, die monatelang auf meiner Wunschliste stehen (wie z.B. „ein neues Sofa für das Wohnzimmer“) und wenn ich mich dann in eins verliebe und dieses bestelle, dann kann ich mir zu 100 % sicher sein, dass ich große Freude daran haben werde!

Wünsche müssen nicht immer sofort in Erfüllung gehen!

Dritte Empfehlung: Kenne deine wahren Bedürfnisse!

Dieses Gefühl, etwas besitzen zu wollen, weil man es bei einer anderen Person gesehen hat – wer kennt es nicht?

Täglich werden wir inspiriert. Auf der Straße, in der Bahn, im Fernsehen, in Zeitschriften. Die Frage, die wir uns jedoch stellen sollten, lautet immer:

Bin ich wirklich glücklicher, wenn auch dieses oder jenes besitze?

Was würde sich verändern, wenn ich es besitze?

Welches Bedürfnis möchte ich eigentlich damit erfüllen? Möchte ich dazugehören? Möchte ich mich wertvoller fühlen?

Ich lasse mich wahnsinnig gerne inspirieren. Oft sehe ich irgendwo was, speicher das Bild ab und versuche dann, das Zuhause nachzustylen. Das macht unglaublich viel Spaß, mit dem bereits Vorhandenen einen neuen Look zu kreieren. Und ja, auf Grund so einer Inspiration habe ich mir vor einigen Monaten auch eine weiße Jeanshose zugelegt. Doch in der Regel habe ich nur das Bedürfnis, die Sachen, die ich bereits besitze, sinnvoll zu nutzen.

Vierte Empfehlung: Nutze die Dinge!

Als ich vor knapp drei Jahren viel zu viel Geld für mein rosa Sofa ausgegeben habe, sagte meine Mutter nur: „Oh Gott! Was machst du, wenn die Katze da dran geht? Oder die Kinder das Sofa schmutzig machen?“

Diese Sorgen hatte ich nicht, denn: Ich nutze die Dinge, die ich habe. Ich trage meine liebste Jeans, meine liebsten Schuhe und den schönsten Lippenstift einfach JEDEN TAG! Ich mache es mir auf dem Sofa gemütlich, ohne darüber nachzudenken, wie es wohl in ein paar Jahren aussieht. Und meine teure Tasche? Was macht das schon, wenn sie einen Kratzer bekommt?

Wir bekommen im Alter doch auch Falten und werden dadurch nicht wertlos. Oder?

Nutze die Dinge sollte einfach immer das Credo sein!

Lies auch gerne dies: Warten auf den richtigen Moment!

Fünfte Empfehlung: Lass los!

Wir besitzen viel zu viele Dinge. Und oft besitzen die Dinge uns.

Wir müssen lernen, loszulassen. Von falschen Vorstellungen, aber auch von den Dingen, die uns nicht glücklich machen.

Passend dazu: Ist Loslassen eine Gabe?

Wenn du merkst, dass dich das teure Portemonnaie oder die Handtasche nicht glücklich macht, dann verkaufe sie! Es kann sein, dass du nicht das zurückbekommst, was du dafür bezahlt hast, aber das ist kein Grund, weiterhin Hüter dieser Dinge zu bleiben.

 

Trenne dich von den Dingen, die dein Herz nicht erfüllen!

Und halte einen Moment inne, vor der nächsten Anschaffung!

 

 

Ordentliche Grüße

Denise

 

 

 

  • Regine L. 26/08/2021 at 7:07

    Liebe Denise,
    ein sehr schöner Artikel! Und viele gute Denkanstöße.
    Corona hat hier zu einer Veränderung der Betrachtung bei mir beigetragen. Toujour im Homeoffice – auch da ziehe ich meine guten Sachen an – aber man braucht doch bedeutend weniger als wenn man täglich ins Büro geht und sich dem „vermeintlichen“ Vergleich und den Augen der Kollegen aussetzt. Aber wahrscheinlich würde es auch da nur den wenigsten auffallen, wenn ich 2 Tage im selben Outfit erscheine oder welche Handtasche ich trage. Das spielt sich nur in meinem Kopf ab.
    Für hochpreisige Luxushandtaschen war ich gsd noch nie empfänglich, da halte ich es lieber wie Du und investiere in schöne Erlebnisse. Gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang dieser Spruch: „ Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag. “ ― Alexander von Humboldt

    LG Regine

  • Oktavia 26/08/2021 at 8:44

    Wir bekommen im Alter doch auch Falten und werden dadurch nicht wertlos. Oder?

    Liebe Denise,
    diesen Satz werde ich mir besonders gut merken! Habe ich doch, obwohl ich mir ein neues Sofa kaufte, mein altes, mit Sitzfalten gesegnetes, aber geliebtes, schon ausrangiertes altes Sofa nochmals zurück in die Wohnung geholt. Auch das darf durch das Alter sichtbare „Makel“ bekommen und wird dennoch weiterhin geliebt und genutzt! Genau so wie wir Menschen ja auch. Wie du schreibst, sind wir im Alter und mit Falten nicht weniger wertvoll! Und unsere geliebten Dinge eben auch nicht.

  • Vera 26/08/2021 at 9:14

    Ein ganz und gar wunderbarer Artikel! Vielen herzlichen Dank dafür!

  • Natalie 26/08/2021 at 9:40

    Ich schleiche mindestens 3 Wochen um ein
    Teil herum, bevor ich es kaufe. Finde schon seit einem Jahr die Baumwollpullis von Ralph
    Lauren toll, aber irgendwie…
    Vorgestern hing er da vor mir, in der richtigen Farbe. Und ich merkte: das ist meiner. So soll’s sein, finde ich.

  • Kirjava 26/08/2021 at 9:42

    Danke für diesen Artikel! Ich selbst führe auch eine Wunschliste (oder vielmehr führte, neulich habe ich sie aus Versehen gelöscht) auf meinem Smartphone, ganz einfach in der Memo-Funktion. Alles, was mir so einfällt, kommt da drauf. Und bleibt dann so lange liegen, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Die neue Fritzi aus Preußen-Handtasche? Ha, ein Schnäppchen auf Vinted, gebraucht stört mich da Null. Da kommt ein Häkchen an den Eintrag. Eine neue Armbanduhr? Da habe ich noch nicht die richtige gefunden, also bleibt der Eintrag. Die Häkchen dran zeigen mir, was ich mir schon alles schönes erfüllt habe. Und wenn ein Eintrag irgendwann nicht mehr aktuell ist, lösche ich ihn eben einfach. Über Wünsche schlafen hilft mir auch enorm, vieles erledigt sich im Laufe der Zeit.

  • Juliane 26/08/2021 at 12:19

    Liebe Denise, danke fuer diesen schoenen Artikel! Ich bin in den letzten Jahren immer konsumfauler geworden. Neues kaufe ich nur, um altes (ich habe teilweise noch Kleidung zu Hause, die ich als Teenager getragen habe – heute bin ich fast 40) zu ersetzen. Meine Wunschliste hilft mir dabei. Gerade Dekosachen miste ich eher aus, als etwas zu kaufen. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders.
    Ich liebe deinen Ansatz mit den Falten und dass du, alles jeden Tag verwendest. Wenn mir meine Schwiegermutter wieder etwas mitgibt, fuer ‚wenn mal Gaeste kommen‘, muss ich leider ablehnen. Wenn ich es nicht taeglich verwenden und mich daran erfreuen darf, dann moechte ich nicht meine Schraenke damit fuellen. Gerade bin ich noch im Urlaub, habe aber schon eine laaaange Liste an Dingen, die ich ausmustern und verschenken will. Dein Blog ist mir da wie immer eine grosse Inspiration.
    Vielen Dank und alles Liebe
    Juliane

  • Sibille 27/08/2021 at 18:40

    Hej Denise,

    danke Dir für diesen schönen und informativen Artikel. Ich kaufe in der Tat nur, was ich mag und was mich happy macht.

    Dieser Weg dahin, hat aber seine Zeit gebraucht.

    Hab’ ein schönes Wochenende!

    Sibille

  • Carola 31/08/2021 at 13:24

    Liebe Denise, und liebe Mitleserinnen,

    danke für die tollen Zeilen. Ich finde mich auch in euren Worten wieder. Die letzten drei Jahre sind mit verschenken und entsorgen gefüllt ( da sind wir umgezogen). Und jetzt packe ich immer noch Kisten aus, an manchen Dingen erfreue ich mich, an anderen nicht. Und da wir noch einige Räume haben, die noch renoviert bzw saniert werden wollen, geht es eben sehr langsam. Wir sind voll berufstätig und selbständig. Wir überlegen sehr lange bis ein neues Möbelstück kommt…. Bsp. Lampen… stehen noch auf der Wunschliste, doch bis jetzt haben wir noch nichts gefunden was uns gefällt bzw passt. Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag. Habt eine schöne Zeit.
    Liebe Grüsse
    Carola

  • Sonja 01/09/2021 at 15:36

    Zitat: Niemals würde ich 400 € für eine Tasche oder ein Portemonnaie ausgeben, weil ich dieses Geld lieber in Erlebnisse investiere. Die Erinnerung an eine schöne Auszeit bleibt länger in meinem Herzen als die Freude über eine neue Tasche!

    Liebe Denise,
    das unterschreibe ich mit 200 Prozent. Genauso sehe ich das auch.

    Liebe Grüße
    Sonja